Neuseeland 2009

Eine sehr gute Freundin hat die Zeit nach dem Abi genutzt, um was von der Welt zu sehen und ist für 9 Monate nach Neuseeland gegangen. Von ihren Erzählungen und Fotos waren wir derart angefixt, dass wir nach langer Planung im Frühjahr 2009 einen über 2500 km langen Roadtrip durch das Land unternommen haben und... was soll ich sagen: es war nicht zuviel versprochen. Das hier ist das Reisetagebuch, was wir damals in Form einzelner Blogartikel für Freunde und Familie von unterwegs aus geschrieben haben.

Inhalt

Langeweile in FRA

So, erster Urlaubstag ist fast zuende und wir haben Deutschland noch nichtmal verlassen. Im Moment sitzen wir in Frankfurt am Flughafen, schlürfen frischgepressten O-Saft und warten auf's Boarding. Der Tag war ja schon recht lang, nachdem wir 9:30 Uhr aufgestanden sind und ab 11:30 Uhr auf dem Weg nach FRA waren.

Nachdem wir Schwiegermama und -papa einmal den Flughafen gezeigt haben und eine Tour mitgemacht haben (durchaus interessant, auch wenn wir deswegen heute schon zwei Sicherheitskontrollen hinter uns haben und noch nichtmal auf dem Weg zum Flugzeug sind...) versuchen wir jetzt schon länger die Zeit totzuschlagen. Dank eines T-Mobile-Hotspots gelingt das auch so einigermaßen. Außerdem können wir allen Daheimgebliebenen so mal zeigen, was sie von unserem Flugzeug sehen duck&renn

Bye bye...
Bye bye...

So, das nächste dann aus Auckland...

Zwischenstopp in Asien

So, das erste Teilstück ist geschafft. Wir sitzen in Singapore am Flughafen und warten auf den Weiterflug nach Sidney. Qantas ist schon toll: In-Seat-Entertainment! Hurra! Top-Gear, MythBusters und noch jede Menge anderer interessanter Kram. Oh und Spiele...

Zum Flug als solches: Essen gut, Flug ruhig, Sitzplatz wie üblich begrenzt. Dafür hat der Pilot eine butterweiche Landung hingelegt.

Zuguterletzt noch zwei Fotos für eine spezielle Frau. Wir haben ihn "Grüner Gustav" (GG) getauft...

GG am Frankfurter Flughafen
GG am Frankfurter Flughafen
GG in Singapore
GG in Singapore

Der wird vielleicht öfter auftauchen...

Ankunft in Auckland

Gestern abend endlich! Nach endlosen Stunden auf Flughäfen oder in Flugzeugen sind wir im Sommer gelandet! Doch von vorn...

Der Grüne Gustav in der Dämmerung am Flughafen Sydney
Der Grüne Gustav in der Dämmerung am Flughafen Sydney

Nachdem wir frühmorgens in Sydney noch im Dunkeln und bei bedecktem Himmel gelandet waren (GG musste sich natürlich wieder mit auf's Flughafenfoto drängeln...) ging es kurz nach Sonnenaufgang weiter Richtung Osten. Nochmal über 2 Stunden Flugzeug von innen. So faszinierend ich die Technik finde: irgendwann ist's gut. Ich bin jedenfalls froh darüber, dass NZ nich noch weiter weg ist.

GG vorm Flugzeugfenster mit Wolken im Hintergrund
Guck mal, ich kann fliegen!

Über den Wolken schien natürlich die Sonne und kurz vor NZ riss die Wolkendecke dann auch unter uns auf, so dass erstklassige Sicht auf... das Wasser herrschte. GG, die faule Sau.. tschuldigung, der faule Vogel hat sich natürlich einfach ins Flugzeug gehängt, statt selbst zu fliegen. Ok, war mit -45°C Außentemperatur auch recht frisch. Aber trotzdem...

Blick aus dem Flugzeugfenster auf dem Rollfeld. Ein anderes Flugzeug ist von hinten zu sehen.
Guten Morgen Auckland

Allein der Anflug auf Auckland von Westen her ist absolut sehenswert. Das Meer geht quasi nahtlos in waldbedeckte Berge und saftig-grüne geschwungene Hügel über (leider kein Foto, da im Landeanflug kein Fotografieren erlaubt ist). NZ hat beschlossen, uns mit traufhaftem Wetter zu begrüßen: 23°C, Sonne und Wind. Letzterer ist hier übrigens erstaunlich kräftig. Auckland liegt auf einer Landbrücke zwischen zwei Ozeanen, was man deutlich merkt.

Eine riesige Kiwi-Skulptur auf dem Dach eines Hotels
Wir sind in Neuseeland. Damit das auch keiner vergisst!

Unsere Unterkunft hier bietet zum Glück einen Pick-Up-Service, so dass wir uns nach einem kurzen Telefonat in die Sonne setzen und auf Abholung warten konnten. Beschrieben wurde der Standort übrigens mit: "Die Lodge ist direkt neben dem Hotel mit dem großen Kiwi". Stimmt. Das benachbarte Hotel hat einen riesigen Kiwi auf dem Dach. Verrückt...

Ein Nadelbaum
Eine Zimmertanne

Interessant ist – selbst hier im Großraum Auckland und damit mitten in der Stadt – die Pflanzenwelt. Eine Pflanze hat es mir besonders angetan: ein riesiger... naja Nadelbaum ist es nicht direkt. Eigentlich sieht es ein wenig aus wie ein Schachtelhalm. Oder wie die Dolden einer Hopfenpflanze, nur länglich. Schwer zu beschreiben. Ich muss mal noch rausfinden, wie das Teil heißt (Nachtrag 2023: mittlerweile weiß ich, dass das Ding eine Zimmer- oder auch Norfolktanne ist).

Ein Laubbaum mit dunklem Stamm, der nach oben mangels Rinde immer heller wird.
Der "Oben-ohne-Baum"

Die zweite interessante Baumart hier hat Manu "Oben-ohne-Bäume" getauft. Eine Art Weide (zumindest den Blättern nach zu urteilen), die am Stamm eine stark zerfurchte Rinde hat, nach oben hin diese aber komplett abwirft. Sieht wirklich aus, als würde sich der Baum ausziehen.

Ein Rugby-Tor im Sonnenaufgang
Neuseeland ist nicht für umsonst ein absolutes Schwergewicht im Rugby

Der Jetlag hat uns im übrigen noch nicht so 100% freigegeben, so dass wir heute kurz nach 6 bereits putzmunter im Bett lagen. Auf der Suche nach einem geeigneten Platz zum Sonnenaufgang gucken haben wir dann festgestellt, dass a) ich keine Karten lesen kann (Sonne geht auch hier im Osten auf, so dass ein Spaziergang zur Westküste völlig blöd wäre) und b) Rugby als die beliebteste Sportart Neuseelands überall vertreten ist. Ein paar hundert Meter hinter unserer Unterkunft ist eine Schule mit – wer hätt's gedacht – ausgedehnten Rugby-Feldern.

Jetzt erstmal ab zum Bus in die Innenstadt von Auckland. Nochmal Großstadtluft schnuppern, bevor wir demnächst die volle Dosis Natur kriegen...

Ein Tag in der größten Stadt Neuseelands

Was für ein Tag! Heute war ja – wie schon erwähnt – Großstadtluftschnuppern (tolles Wort. Ich mag die deutsche Sprache) angesagt. Das haben wir dann auch getan, mit interessanten Folgen.

Portrait von Manu, Haare fliegen im Wind
Es is ziemlich zugig hier...

Los ging's frühmorgens (ok eigentlich eher vormittags, aber dazu später mehr) per Bus nach Auckland rein. Aus verschiedenen Gründen (hauptsächlich ein doofer Busfahrer, aber auch dazu später noch mehr) wurde unsere Tagesplanung etwas über den Haufen geworfen und statt zu Mt. Eden kamen wir per Fähre nach Devonport. Dank eines Auckland Pass (so ne Art Tagesticket für den öffentlichen Nahverkehr) war die Überfahrt ohne zusätzliche Kosten. Auch mit extra Kosten wäre es die Fahrt wert gewesen. Auf dem Wasser hat man nämlich Spaß mit dem Wetter gehabt. Selbiges ist heute... naja, ich bin froh, dass wir gestern bei bestem Sonnenschein gelandet sind. Heute gab's statt dessen Wind und davon wirklich genug, wie der kurze Schnipsel zeigt...

Manu & Markus vom Wind zerzaust. Im Hintergrund sieht man die Skyline Aucklands auf der anderen Seite der Bucht
Vom Wind ordentlich durchgewirbelt vor der Skyline Aucklands

Devonport war übrigens ein echter Glückstreffer. Ist fast ein wenig, wie die kleine, hübsche Schwester von Auckland. Ok, eigentlich eher die kleine, hübsche Bekannte, weil: wirklich ähnlich sind sich die beiden Städte nicht. Auckland ist laut, chaotisch und unübersichtlich, Devonport ist eher ruhig und angenehm. Wir sind dann dort mangels besserer Idee (und weil wir ja auf einen Hügel wollten) auf den Mt. Victoria gestiegen. Der erloschene Vulkan in Devonport bietet einen wunderaren Rundumblick. So wunderbar, dass er spontan als Standort für ein Geschütz auserkoren wurde, welches den Hafen von Auckland schützen sollte. Diese Kanone wurde laut lokaler Inschrift ein einziges Mal abgefeuert und das war auch noch außerhalb von Kampfhandlungen. Heute ist das sowas wie ein kleines Museum, wo man sich die Kanone in Ruhe von allen Seiten betrachten kann. Fotos davon gibt's später. Panorama bauen macht auf dem EeePC keinen Spaß...

Der Eingang zu einem traditionellen Maori-Langhaus im Museum
Die Maori verzieren ihre wichtigen Gebäude mit kunstvollen Schnitzereien

Zurück aus Devonport (nochmal eine lustige Überfahrt) sind wir ins Auckland War Memorial Museum gegangen. Das bietet recht interessante Einblicke in die Kultur Neuseelands (und nicht nur zum Thema Krieg). Außerdem gibt es eine "Live-Demo" der Auswirkungen eines Vulkanausbruchs (immerhin sitzt Auckland in einer Vulkanzone), so richtig mit nachgebautem Haus, gefakten Fernsehnachrichten und wackelndem Fußboden. Im Museum darf man keine Rucksäcke/sperrigen Gegenstände tragen. Ergo: Taschen und Stativ in einen Schrank, einen Dollar einwerfen, zusperren. Kurz darauf fiel mir ein, dass man ja in Museen oft nicht blitzen darf und ich deswegen vielleicht doch das Stativ mitnehmen sollte. Ok, Schrank wieder auf, Dollar natürlich weg. Mist. Egal, vorsichtshalber habe ich mal nachgefragt, wie das mit dem Stativ ist. Nach kurzer Diskussion durfte ich es nicht mitnehmen (die haben wohl etwas Angst, dass jemand "professionell" Fotos macht und verwertet). Blitzen durfte ich allerdings, weswegen ich so anmerkte, dass ich dann halt einfach Stativ durch Blitz ersetze und fertig. Daraufhin fiel der netten Dame ein, dass ich dazu ja einen weiteren Dollar bräucht und sie verschwand um mir einen zu bringen. Fand ich bemerkenswert: weil sie aus ihrer Sicht dafür gesorgt hatte, dass ich ja meinen Schrank nochmal öffnen muss und damit nochmal bezahlen müsste, ging die zweite Öffnung auf Kosten des Hauses. Diese Nettigkeit zieht sich hier durch fast alle Lebensbereiche. Ach ja: dass das Museum keinen Entritt verlangt ist auch faszinierend.

Nach dem Museum sollte es eigentlich auf den Sky Tower gehen. Manu hatte schon letzte Woche ein Abendessen für uns im Turmrestaurant gebucht. Leider kam kurz vorher ein Anruf, dass der Turm heute abend aufgrund des Wetter geschlossen sei. Schade eigentlich.

So, zuguterletzt wollte ich mich ja noch über das auslassen, was heute so schiefgegangen ist. All die dunklen Flecken auf der Weste von Auckland heute verschuldet eigentlich der öffentliche Nahverkehr. Wir kriegen ja nun unserern Mietwagen erst morgen, sind also heute auf Bus und Bahn angewiesen gewesen. Jemand hatte uns ja vorher schon "viel Spaß" gewünscht. Hatten wir...

Der neuseeländische öffentlichte Busverkehr funktioniert eigentlich fast wie in Deutschland: Busse fahren, Menschen warten an Bushaltestellen und steigen zu/aus. Ok, die Zeiten auf den Fahrplänen sind alle als "ungefähr" markiert und man muss dem Fahrer sowohl den Zu-, als auch den Aussteigewunsch signalisieren, aber das Grundprinzip ist gleich. Dummerweise werden die Fahrplanzeiten offenbar als unverbindliche Empfehlung betrachtet, wann der Bus grob im Umkreis der Haltestelle zu sein hat. Unser erster Bus hatte heute 25 Minuten Verspätung, der zweite knapp 10 (Kunststück, der fährt ja auch alle 10 Minuten) und der dritte... naja, so genau können wir das nicht festlegen, weil sich die geplante Abfahrtszeit auf dem – elektronischen – Schild mehrfacht geändert hat. Unser bester Tipp sind knapp 45 Minuten Verspätung. Die Fähre von Devonport nach Auckland zurück kam vorsichtshalber gar nicht (ok, da waren technische Probleme im Spiel). In dem einen Bus (der "Link", quasi die Stadtlinie von Auckland) haben wir dann anscheinend auch noch den unfreundlichsten Busfahrer Neuseelands getroffen. Der hat schonmal Fahrgäste beim Bezahlen für Nachfragen angeblafft oder ihnen beleidigt hinterhergebrabbelt. An einer roten Ampel ist er dann auch mal schnell ausgestiegen und Einkaufen gegangen. Schräg.

Trotz aller Widrigkeiten haben wir's dann doch noch nach Hause geschafft. Auch was wert. Ach ja, noch ein Nachtrag zu gestern: woran erkennt man, dass man mit einer australischen Crew fliegt? Ganz einfach: jeder zweite Satz enthält das Wort "mate": "Hi mate!", "Can I get you a drink, mate?" etc.pp. Total lustig, da die ja sonst eigentlich fürchterlich förmlich sind.

GG schwingt an seiner Kette im Wind
Bei dem Wind kann sogar der dicke Vogel fliegen

Oh und GG war natürlich auch wieder mit. Mein Kommentar mit dem faulen Vogel hat ihn wohl an der Ehre gepackt, so dass er heute auf Mt.Victoria tapfer den Schnabel in den Sturm hängen musste...

Neuseeland hat endlich angefangen

Heute hat Neuseeland angefangen und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum einen der Linksverkehr: seit heute haben wir einen Mietwagen. Geht ganz schön auf die Konzentration. Zum anderen die Landschaft: kaum ist man aus Auckland raus, wird's schön.

Los ging's heute morgen mit Regen. Wie der Neuseeländer (in dem Fall den Fahrer von der Autovermietung sagt: irgendwas muss das Fleckchen Erde ja grün halten. So kam es, dass ich eine ersten Fahrversuche im Linksverkehr auf nüchternen Magen (früher aufstehen und frühstücken hätte geholfen) im strömenden Regen machen durfte. Hervorragend für die Konzentration, das. Keine 500 Meter hinter der Autovermietung hätte ich ja beinahe schon die Versicherung gebraucht, weil ich aus Gewohnheit beim Abbiegen auf die rechte Spur eingeschwenkt bin. Ok, wahrscheinlich wäre mangels Geschwindigkeit meinerseits kaum was passiert. Wir haben nämlich ein Auto fast ohne Motor. Oder zumindest fährt es sich fast so. Wir gehen halt gezwungenermaßen den Urlaub recht gemütlich an.

Ein Baumfarn vor einem dichten Wald im Hintergrund
Hat ein bisschen was von Jurassic Park

Nach einigem Hin und Her (es regnet, lass uns doch... halt, es hat aufgehört, wie fahren nach...) haben wir uns drauf verlegt, nach Whangarei zu fahren um von hier aus zu den nächsten Unternehmungen zu starten. Unterwegs waren wir noch im Long Bay Preserve ein paar Meter wandern und uns einen Sonnenbrand holen (kann ich übrigens besser als meine Holde.). Die Preserves sind überhaupt lustig Dinger: ein schickes Stück Landschaft wird kurzerhand zum Schutzgebiet erklärt, es werden die übliche Menge an Ausschilderungen und Wanderwegen reingezimmert und fertig. Und da Neuseeland aus verdammt viel schicker Landschaft besteht, gibt es diese Preserves auch überall. Manche mit Strand und Meer, andere mit Urwald mit Baumfarmen. Man könnte stundenlang wandern und schauen.

Ein Panorama zweier Gebäude am Waldrand
Unsere Unterkunft im Nirgendwo

Unterwegs haben wir uns dann noch eine Unterkunft gesucht und mit Little Earth in Whangarei einen echten Glücktreffer gelandet. Das sieht auf dem Panorama nicht nur aus, als läge es mitten im Wald, das tut es auch. Hier ist rundrum traumhafte Landschaft und sonst nix. Aber – für uns ja nicht unwichtig – mit Breitbandinternet. Schneid dir mal ne Scheibe ab, liebe T-Com! Außerdem liegen hier auf dem Gelände, Höhlen, in denen man Glühwürmchen ähnlich zu den Waitomo Caves beobachten kann. Dazu haben wir uns nach der Ankunft noch spontan hinreißen lassen und sind mit Helm, Stirnlampe und Kamera in die Unterwelt abgestiegen. So eine wassergefüllte, Glühwürmchen-besetzte Höhle auf dem Grundstück gehört mal definitiv zu den coolsten Sachen bisher. Und nein, das Foto ist nicht gefälscht. Die Höhle sieht wirklich so cool aus.

Manu klettert aus einer Höhle nach oben
Schick, meine Frau so als Höhlenkletterin

Ach ja: ich habe mal wieder meine Kamera fallen lassen. In der Höhle. Scheint irgendwie zur schlechten Angewohnheit zu werden: einmal im Urlaub ist sie fällig. Allerdings hatte ich diesmal Glück und sie hat zwar zwei neue Kratzer, aber sonst keine Schäden. Ähem...

Ein Foto einer Höhlendecke mit leuchtenden Punkten
Kein Sternenhimmel, sondern Würmer auf Insektenjagt

Morgen geht es auf Tour zum Hole in the Rock, wenn alles klappt und dann gen Nordkap. Jetzt brauch ich aber erstmal Schlaf. Linksverkehr ist erstaunlich anstrengend...

Little Earth Lodge

Schnell mal noch zwei Bilder um zu zeigen, wie cool die Unterkunft hier ist. Wurden beide heute morgen kurz vor Sonnenaufgang aus unserer Terrassentür gemacht.

Schattenriss eines Baumes im Sonnenaufgang
Blick direkt aus der Terrassentür
Panoramablick über weite Wiesen
Der Ausblick ist nicht zu verachten

"The real far north"

Zumindest stand das gestern auf einem Werbeschild an der Straße. Wir kommen Cape Reinga und damit der Nordspitze Neuseelands näher. Genauer gesagt ist die Tour dorthin für heute geplant.

Blick von schräg oben auf die Whangarei Falls
Unser erster ernstzunehmender Wasserfall

Gestern ging es erstmal los mit einem Besuch bei einem Wasserfall. Wir sind schließlich in Neuseeland, also sind diese Dinger quasi Pflicht. Aus naheliegenden Gründen hatten wir uns für die Whangarei Falls entschieden, die nur ein paar Minuten von unserer Unterkunft nach Norden lagen. Schon beeindruckend. Vor allem die Brücke oberhalb der Wasserfälle, die keinerlei Geländer hat sondern einfach nur ein Metallsteg ist. Unterhalb der Fälle ist es dann passiert: Wasser hat die unangenehme Eigenschaft, Dinge rutschig zu machen. Ich habe die unangenehme Eigenschaft auf rutschigen Dingen auszurutschen. Tja, das Ende von Lied: unsere Videokamera zeigt jetzt kein Bild mehr an, da ich mit recht viel Schwung auf sie draufgefallen bin. Aufzeichnen tut sie noch, aber inwiefern das quasi im "Blindflug" sinnvoll ist müssen wir noch ausprobieren. Muss ich mal den Lötspezialisten bei FeM fragen, wo's klemmt. Ähem...

Ein Felstunnel im Meer mit einem Ausflugsboot davor
"Loch im Felsen" - was der Name sagt...

Gestern haben wir uns einen Zwischenstopp in der Bay of Islands, genauer gesagt Pahia gegönnt. Die Bay of Islands heißt so, weil sie genau das ist: eine Bucht übervoll mit Inseln. Genauer gesagt 144 Stück. Wir hatten früh am Morgen noch schnell eine Bootstour zu einer der bekanntesten Felsformationen Neuseelands gebucht: Hole in the rock. Die Neuseeländer sind ja da recht pragmatisch. Sie haben ein Loch in einem Felsen und wollen das Touristen zeigen, also nennen sie es "Loch im Felsen". Funktioniert. Wie auf dem Bild zu sehen ist das ein wenig spektakulärer, als einfach nur ein Loch. Genaugenommen ist das eine riesige Höhle, durch die man normalerweise mit dem Schiff fahren kann. Leider war gestern nicht normal, da der Wellengang zu stark war. So ist unser Schiff nur rein und wieder raus gefahren. Auf dem Weg zum Hole in the rock haben wir übrigens noch Delphine beobachten (leider nur mittelmäßig fotografieren) können. Schon interessant wie die da anscheinend gut gelaunt um die Boote rumspringen. Manu war total begeistert von dem Delphinbaby, was da mit dabei war. Wir haben gestern gelernt, dass Delphine im Gegensatz zu Menschen bewußt atmen. Ist ja auch sinnvoll: ein Mensch ist ständig an der Luft, also kann man das Atmen einfach in Hardware gießen und als Reflex auslegen. Ein Delphin hat's da schon schwerer: bevor der atmen kann muss er einige Vorbereitungen treffen. Daher ist das bei denen so, dass sie keinen Atemreflex haben, sondern das bewußt steuern. Das wiederum führt zu einer interessante Konstruktion im Gehirn der Delphine: wenn sie schlafen schläft immer nur die Hälfte ihres Hirns. Logisch: ein Abschalten der höheren Hirnfunktionen zum Schlafen würde ja auch zum Abschalten der Atmung führen. Also bleibt eine Hälfte des Hirns aktiv und sorgt für eine regelmäßige Atmung, während die andere schläft. Wenn die eine Hälfte genug geschlafen hat, dann tauschen sie. Anscheinend ist das Delphinhirn also diesbezüglich symetrisch ausgelegt.

Blick aus der Ferne auf zwei einsam gelegene Farmhäuser
Unser Glücksgriff: Kahoe Farms Hostel

Als wir gestern morgen losgefahren waren hatten wir schnell noch unsere Unterkunft für die Nacht gebucht und mal wieder einen ziemlichen Glücksgriff getan: das Kahoe Farm Hostel (Webseite) ist eine riesige (im Sinne von "riesig". Deutlich größer als der Uni-Campus in Ilmenau) Farm, deren Besitzer hier schon in der 5. Generation Kühe züchten. Seit 18 Jahren betreiben sie außerdem ein Hostel und freuen sich über Gäste. Stefano (Herr des Hauses) ist Italiener und kocht abends daher gern für die Gäste. Gestern gab es lecker Pizza und wir mussten uns um nichts kümmern.

Manu klettert über einen Drahtzaun
Wo Kühe wohnen muss man manchmal auch klettern

Rund um die Farm kann man alle möglichen Unternehmungen betreiben. Wir haben uns gestern abend spontan noch entschlossen auf einen nahegelegenen Berg zu klettern und ein paar Fotos zu schießen. Nun gibt es auf einer Rinderfarm ja gerüchteweise Kühe. Damit man die nicht ständig sonstwo einsammeln muss, sind die schön in ihrem Gatter. Folglich ist das Land mit Zäunen durchzogen, die auch noch größtenteils unter Strom stehen. Um da drüber zu kommen baut man so lustige Stufen auf beiden Seiten (und isoliert fairerweise die stromführenden Drähte mit etwas Gummi). Sieht lustig aus, wenn Manu sich da drüber quält duck&renn

GG mit einem viel zu großen Kletterhelm
Über die Helmgröße müssen wir nochmal reden

Ach ja: vorgestern war GG ja zu faul für Fotos. Dafür hatte ihn gestern gleich der Ergeiz gepackt und er wollte unbedingt in eine der Glühwürmchenhöhlen am Little Earth Hostel wandern. Wir konnten ihn dann mit Verweis auf die Zeit und den schlecht sitzenden Helm mit Mühe davon abhalten. Dafür hat er sich dann bei den Whangarei Falls mit ins Bild gedrängelt mit der Bemerkung, dass ja ein grüner Vogel schließlich perfekt in den Urwald mit Wasserfällen passen würde...

GG mit den Whangarei Falls im Hintergrund
Schon schick, so Wasserfälle

So, jetzt aber ab zum Frühstück und dann nach Norden zu Cape Reinga. Wieder ein Tag Spaß mit meinem Sonnenbrand. gnaa

Te Rerenga Wairua (Cape Reinga)

Selfie vor Leuchtturm und Wegweise an Cape Reinga
Der Leuchtturm an (fast) der Nordspitze Neuseelands

Heute haben wir den nördlichsten Punkt unserer Reise angesteuert: Cape Rēinga oder Te Rerenga Wairua in Māori (die Schreibweise ist etwas unklar. Ich halte mich an das, was auf den Schildern dort stand). Nicht ganz der nördlichste Punkt NZs (der ist am North Cape knapp 30 km weiter) und trotzdem die nördlichste Touristenattraktion. Das bekannteste Wahrzeichen des Kaps ist der Leuchtturm. Laut Aufschrift ist seit 1987 kein Leuchtturmwärter mehr dort stationiert. Stattdessen wird das Licht komplett aus Wellington ferngesteuert. Der – mittlerweile – 50-Watt-Brenner (früher waren es 1000 W) des Turms kann angeblich aus bis zu 35 km Entfernung gesehen werden und ist üblicherweise das erste, was Schiffe sehen, wenn sie sich Neuseeland nähern.

Für die Māori ist Te Rerenga Wairua der Übergang zur Unterwelt. In ihrer Mythologie verlassen die Seelen der Toten das Land am Cape und kehren in ihre ewige Heimat Hawaiki zurück. Dass ausgerechnet eines der nördlichsten Kaps Neuseelands diese Bedeutung hat, hat einen simplen Grund: die Māori sind Nachfahren polynesischer Seefahrer, die aus dem Norden – eben aus Polynesien – kamen. In den Legenden hat sich der Gedanke festgesetzt, dass die Seelen der Toten eben wieder in jene "eigentliche" Heimat zurückkehren. Das Kap gilt daher als heiliger Ort, an dem Essen und Trinken untersagt ist.

Eine weiße Linie aus brechenden Wellen mitten im Meer
Wenn Ozeane aufeinandertreffen, kann man das sehen

Ganz ohne Mythologie hat der Ort noch was anderes interessantes zu bieten: Cape Rēinga bildet die Grenze zwischen Tasmanischer See und Pazifik. In Folge dessen kommt es dort zu einem interessanten Schauspiel: ganz ohne Riff oder ähnliches brechen Wellen mitten im tiefen Wasser und machen so die Meeresgrenze sichtbar. Ich wusste ja, dass das so ist, hätte aber nicht vermutet, dass es so deutlich zu sehen ist.

Manu auf einem Sandboard eine Düne runterrutschend
Manu beim Sandsurfing

Der Weg nach Cape Rēinga ist übrigens auf den letzten 20 Kilometern größtenteils unbefestigt (wird grad ausgebaut). Man hat dort einen (recht breiten) Feldweg, auf dem immerhin 70 km/h erlaubt sind. Sehr faszinierend, das. Ein Nebenarm dieses Feldwegs erlaubt so 100 km/h – theoretisch. Praktisch kann man deutlich weniger fahren, weil der wirklich recht schlecht befestigt ist. Trotzdem haben wir uns auf diesem Weg ein paar Kilometer vorgewagt bis zum Te Paki Stream, der hinter den Te Paki Dunes fließt. Die Exkursion hatte einen guten Grund: wir wollten Sandsurfen.

Markus mit Kamera in der Hand auf dem Sandboard
Ich wollte (vergeblich) filmen

Im Prinzip ganz einfach: ein Hartschaumbord mit Plastikboden, rauf auf die Düne, runterrutschen. Man legt sich dazu mit dem Bauch auf das Board und lenkt mit den Füßen im Sand. Sehr cool, das. Ich habe versucht, von dem ganzen eine Innenansicht auf Video zu bannen. Dummerweise hat die Kamera nicht aufgezeichnet und aufgrund des kaputten Displays habe ich das nicht bemerkt. gnaaa Egal, Spaß hat's trotzdem gemacht und wäre der Teil mit dem Rauflaufen nicht (das ist echt sch*** anstrengend), hätte ich das den ganzen Tag machen können (dann hätte vielleicht auch eine Aufnahme geklappt.)

Manu zwischen unseren beiden Sandboards, eins gelb, eins blau
Gelb-Blau, eine immer wieder bestimmende Farbkombi in unserem Leben

Als gute FeM-Mitglieder haben wir es uns natürlich nicht nehmen lassen, auch in Neuseeland den Verein gebührend zu vertreten. Nein, die Dünen haben jetzt kein Netz! Wir haben uns bloß Boards in den Vereinsfarben geliehen. Es war einigenmaßen schwierig der Verleiherin zu erklären, wieso ich ausgerechnet ein gelbes und ein blaues Board will. Egal...

GG wird von hinten von einer Welle umspült
Ein Mantel aus Wasser...

GG wollte natürlich seine Fan-Schar auch nicht enttäuschen und war mit uns am 90-Mile-Beach. Der Strand erstreckt sich über nicht ganz 90 Meilen (keine Ahnung, wieso der so heißt. Egal welche Meile man ansetzt, er ist nie 90 davon lang.) Der Strand ist auf der kompletten Länge mit Autos befahrbar und dient so auch als Zufahrt nach Cape Rēinga. Glücklicherweise nicht als einzige, denn dummerweise darf man ihn mit fast keinem Mietauto befahren. Das Problem: zuviele Deppen informieren sich nicht über die Zeiten von Ebbe und Flut und versenken ihre Auto dann versehentlich im Meer. Daher untersagen die Versicherungsbedingungen der meisten Vermieter ein Befahren des Strandes (und noch einer Handvoll anderer Straßen). GG – ganz das wagemutige (und sture) Federvieh – wollte ein tolles Bild mit Wasser im Hintergrund machen. Trotz deutlicher Hinweise von uns (speziell auf die Natur der Wellen am Meer. Die haben ja die blöde Angewohnheit, sich zu bewegen.) war er nicht davon abzubringen, sich im Sand vor dem Wasser ablichten zu lassen. Nun ja... dann halt Actionfotos. Er ist dank schneller Reaktion von Manu nicht ertrunken. Nachdem wir ihn abgetrocknet hatten war er auch schon wieder obenauf und hat fröhlich am Rucksack vor sich hingebaumelt. Irgendwann erwürg ich ihn...

Volle Kanne Natur

Nachdem es gestern keinen Artikel gab (dazu später mehr) heute also gleich die Zusammenfassung von zwei Tagen (was nicht weiter schwer ist: heute war relativ unspektakulär).

Manu von hinten gerade noch so im Dickicht zu erkennen
Hey! Nicht einfach abhauen!

Nachdem meine Holde entdeckt hat, dass wir einen Tag mehr Zeit haben, als ursprünglich gedacht um zur Fähre zu kommen, haben wir uns gestern morgen die schon erwähnte volle Kanne Natur gegönnt. Da wir unseren Aufenthalt auf den Kahoe Farms noch um eine Nacht verlängert hatten, konnten wir am Morgen zu den dortigen Rock Pools wandern. Stefano hatte uns versprochen, dass sich der Track lohnen würde, auch wenn er etwas... dschungelartig wäre. Tja, damit hatte er nicht zuviel versprochen...

Ein Panorama von drei stufenförmig angeordneten, natürlichen Pools, die ein Bach in eine Felsplatte geschnitten hat
Da möchte man doch verweilen (und die ganz Harten auch baden)

Anfangs ging es noch auf normalen Feldwegen massiv bergan bis auf den höchsten Berg der Umgebung. In unserer "Karte" (eine handgemalte Skizze mit dem Titel "Kahoe's Midde Earth", auf der alle Berge/Täler/Steine etc. nach Dingen aus dem Herrn der Ringe benannt sind) war der weitere Weg als "Endet hier, zeigt aber in die richtige Richtung. Folgt den Markierungen!" gekennzeichnet. Die Markierungen waren kleine blaue Bänder, die alle paar Meter an den Bäumen befestigt waren. Der "Weg", dem man dann noch folgen konnte war eigentlich ein kleiner Trampelpfad, auf dem man sich durch den Busch schlagen musste. Wie im Tropenhaus, nur in echt. Nach gut 45 Minuten erreicht man dann die Rock Pools, drei hintereinander angeordnete Pools in einem Felsen, die von einem kleinen Bach gespeist werden. Stefano hatte definitiv nicht zuviel versprochen: der Weg hatte sich gelohnt, auch wenn wir am Ende gut 4 anstrengende Stunden unterwegs gewesen sein dürften (hin und zurück, mit einer Pause an den Pools zum Mittagessen). Allein schon wegen dieses Trips sollte man in Northland auf jeden Fall auf den Kahoe Farms übernachten.

Blick auf einen riesigen Kauri Baum
Tane Mahuta, der Gott des Waldes

Unser Bedarf an Natur war allerdings noch nicht gedeckt. Nachdem wir ja tags zuvor die Nordspitze unserer Reise erreicht hatten ging es jetzt erstmal nur nach Süden. Um allerdings nicht wieder das gleiche zu sehen, wie zuvor sind wir an die Westküste gewechselt (die Fahrt nach Norden war ja an der Ostküste). Dort liegt der Waipoua Forest, ein Kauri-Wald, der es vom Artenreichtum her mit tropischen Regenwäldern aufnehmen kann. In diesem Wald befindet sich Tāne Mahuta, der "Gott des Waldes" (so die Übersetzung des Māori-Namens): der älteste und größte (wenn man sich NZ anschaut muss man sagen: bekannte) Kauri der Welt. Mit einem Umfang von rund 14 Metern am Boden ragt er wie eine kleine Stadt aus dem Wald. Kauris werden aufgrund ihrer Form von sehr vielen Pflanzen als Plattform genutzt, weswegen der eigentliche Baum an manchen Stellen eher einem riesigen Garten weit über der Erde gleicht. Wie auch schon die Sequoias in Kalifornien haben die Kauris flache, weit verzweigte Wurzeln. Weil diese empfindlich auf die vielen Besucher reagieren würden, darf man die vorgegebenen Wege in dem Wald nicht verlassen.

Manu mit Hund, der sich begeistert am Bauch kraulen lässt
Dem Hund geht's gut. Manu möglicherweise auch.

Nachdem wir uns durch den Wald gekämpft hatten (wirklich "gekämpft": die Straße ist so kurvig, dass ich mir heute morgen nicht sicher war, ob das Auto [oder ich] überhaupt noch geradeaus fahren kann) kamen wir zur Kaihu Farm (die Webseite gibt es mittlerweile nicht mehr), unserer Unterkunft für die Nacht. Irgendwo am Highway mitten im Nichts (genau genommen 30m unterhalb des Highways. Schon die Zufahrt war ein Abenteuer) gab es dort leider keinen Breitbandzugang, folglich also auch keinen Artikel gestern. Dafür gab es einen Hund (Buster) und wie immer gilt: vier Beine und Fell und ich bin meine Frau los...

Eine Wiese mit zu kleinen Hütten umgebauten Wagons
Schlafen in umgebauten Eisenbahnwagons. Hat was...

Heute war ein eher unspektakulärer Tag. Wir hatten nichts spezielles vor, außer Northland möglichst schnell hinter uns zu lassen (nicht, dass es uns nicht gefallen hätte, aber wir haben einen Termin am 17.) und uns auf den größeren Teil der Nordinsel südlich von Auckland zu stürzen. Losgehen soll es damit morgen mit Black Water Rafting in den Waitomo Caves. Deshalb war der Trip heute lang und nervig um möglichst weit nach Süden zu kommen. Nachdem wir heute beim Frühstück noch eine Empfehlung bzgl. einer kleinen Stadt an der Küste bekommen hatten, war das Ziel der Reise Raglan, genauer Solscape. Dieses Backpackers legt stark darauf Wert, umweltfreundlich und nachhaltig zu wirtschaften. So sind bspw. die Zimmer in ausrangierten und umgebauten Eisenbahnwaggons untergebracht. Witzig. einziger Wermutstropfen: Steckdosen gibt es in den Zimmern keine. Sachen laden geht also nur in den Gemeinschaftsräumen. Da Raglan in der Manu Bay, Neuseelands Surferparadies, liegt, laufen hier recht viele braungebrannte Gestalten rum, die man tagsüber auf dem Wasser findet.

Eine Skizze zur (damals) bestehenden Vorfahrtsregelung in Neuseeland: rechts vor links trotz Linksverkehr
Das soll mal einer verstehen... (Nachtrag 2023: in der Zwischenzeit wurde die Regelung geändert)

Da wir heute ja einen längeren Trip mit dem Auto unternommen haben, ist mir mal wieder aufgefallen wie dämlich doch eigentlich neuseeländische Vorfahrtsregeln sind. Hier herrscht ja bekanntermaßen Linksverkehr. Allerdings: die Vorfahrt wird rechts-vor-links gewährt und das konsequent. Das führt zu folgender dämlicher Situation (siehe auch die Skizze): wenn man links abbiegen will, dann muss man den Rechtsabbiegern (die ja eigentlich meine Spur kreuzen) Vorfahrt gewähren. Umgekehrt muss aber der Rechtsabbieger dem geradeaus fahrenden Verkehr die Vorfahrt gewähren. Will man also von einer durchgehenden Straße nun rechts abbiegen, dann steht man vor der blöden Situation, dass man alle geradeaus fahrenden durchlassen muss aber der erste, der links blinkt muss eigentlich warten. Ob er das auch wirklich tut (schließlich ist sein Weg wesentlich kürzer, also wäre es logisch, dass er zuerst fährt) ist die andere Frage. Zum Glück sind die Autofahrer hier größtenteils nach der Regel "Schön, dass es Verkehrsregeln gibt, ich fahr mal so, dass wenig passiert" unterwegs. Das erspart dem geneigten Touristen wahrscheinlich so manchen Unfall wegen Vorfahrtsfehlern.

Überhaupt sind die Leute hier witzig. Urlaub in Backpackers bringt es mit sich, dass man ständig andere Leute kennenlernt. So kommt es beispielsweise, dass wir vor 3 Tagen mit einem kanadischen Spieleentwickler bei italienischer Pizza über die Besonderheiten der Softwareindustrie und heute morgen mit einer Australierin und einem (gesprächigen!) Finnen über den vor kurzem abgewählten Ministerpräsidenten Australiens (ein echter Depp übrigens, wenn man der Frau so zugehört hat) diskutiert haben. Insgesamt haben wir in den letzten Tagen eine halbe Weltreise gemacht, was die Gesprächspartner angeht: Frankreich, Italien, Finnland, Australien, Israel, England, Kanada und natürlich Neuseeland.

Die Neuseeländer selbst sind übrigens freundlich bis zum Umfallen (wenn man von den Busfahrern in Auckland absieht). "Thank you" sind wahrscheinlich die ersten und letzten Worte jedes Neuseeländers an jedem Tag. Grundsätzlich versuchen sie für ihre Gäste alles möglich zu machen und sind extrem entspannt, wenn man sich etwas doof anstellt (was wir zum Beispiel beim Tanken öfter mal tun. Ist ein wenig kompliziert, die Bedienung der Tanksäulen hier. Vor allem ist die Bezahlerei an jeder Tanke anders.). Insgesamt wundert mich bisher nicht, dass soviele Leute Neuseeland als Auswanderungsland entdecken.

So, morgen will ich aber trotzdem wieder Internet und Strom im Zimmer. Verwöhntes Weichei, ich...

P.S: Das nervigste an Rechtslenkern übrigens: Blinker und Scheibenwischer sind vertauscht. Wie oft ich schon bei Regen geblinkt und beim Abbiegen gewischt habe... Geht wohl anderen aus Linkslenkerländern genauso, wie ich gerade gehört habe.

Waitomo Caves

Eine Reihe von Leuten, nach vorn gebeugt, mit Reifen am Hintern
Prüfung, ob alle Reifen passen

"Wasser satt!" hieß es heute auf unserer Tour durch die Waitomo Caves. Das Höhlensystem an der Westküste ist für seine "glowworms" bekannt. Das sind keine Glühwürmchen, wie die direkte Übersetzung vermuten lassen könnte, sondern Larven, die das Licht nutzen um im Dunkel der Höhle Insekten anzulocken. Die gesamte Höhlendecke leuchtet also wie ein Sternenhimmel. Weil wir das ja nun schon in der Little Earth Lodge vor einigen Tagen bewundern konnten, musste diesmal natürlich noch ein wenig nachgelegt werden. Wir hatten also eine Black Water Rafting Tour gebucht. Im Gegensatz zum bekannten White Water Rafting, bei dem man mit einem Boot auf einem Fluss unterwegs ist, geht es beim Black Water Rafting unterirdisch durch eine Höhle und zwar in Autorreifen.

Gruppenbild mit Helmen und Stirnlampen in der Höhle
So sieht's dann in der Höhle aus

Das ganze klingt kalt und ist es auch. Bei 10-14°C Wassertemperatur sind Neoprenanzüge Pflicht. Nur: die wollen erstmal aufgewärmt werden... Also rein in die Teile, Gummistiefel drüber (der Höhlenboden ist teilweise scharfkantig) und ab zum Reifen anpassen. Dann der erste Test: ein Sprung von einem Steg in den Bach um sich an den Reifen zu gewöhnen. brrr Das zweite mal kalt. Glücklicherweise folgte nun erstmal der Aufstieg auf einen Berg zum Eingang der Höhle. So wurde man wenigstens wieder etwas warm. In der Höhle selbst ist das Wasser und damit die Kälte nämlich ein ständiger Begleiter. Die Waitomo Caves werden von mehreren unterirdischen Bächen durchflossen, in denen man teilweise brusthoch watet oder sich auf dem Reifen treiben lässt. Das ganze nur im Licht der Stirnlampe oder teilweise bei völliger Dunkelheit (um die Glowworms zu sehen). An einigen Stellen gilt es, mit dem Reifen rückwärts von kleinen Wasserfällen zu springen (daher vorher der Test am Steg). Nach gut einer Stunde erreicht man dann wieder das Tageslicht, darf aus dem nassen Anzug und sich eine heiße Suppe abholen. Das Erlebnis des Black Water Rafting lässt sich eigentlich kaum beschreiben. Muss man ausprobiert haben. Wir fanden es jedenfalls auch völlig durchgefroren nach einer Stunde im kalten Wasser noch cool.

Die beiden Bilder sind übrigens von The Legendary Black Water Rafting Co., die den Trip veranstaltet haben. Und nein, fragt nicht, wieso ich einen Bikini über dem Anzug anhabe. Die Neuseeländer haben einen... eigenwilligen Humor.

GG beim Rafting

GG mit einem Plüschvogel, dem Maskottchen der Legendary Black Water Rafting Co.
Natürlich war unser Vogel auch mit von der Partie...

GG hat sich lauthals beschwert, dass er gestern vergessen wurde. Dabei hatte er doch beim Rafting sogar einen Freund gefunden, mit dem er sich einen Reifen teilen konnte. Nun also noch als Nachtrag...

Rotorua - eine verrückte Stadt

Anmerkung: Den Artikel ist mit Sicht auf "heute" formuliert, weil ich ihn eigentlich gestern schon geschrieben hatte. Leider war es in dem Backpackers nicht möglich innerhalb der Öffnungszeiten an das (unbenutzte) Terminal zu kommen um ihn hochzuladen (der Betreiber hatte schlicht keinen Bock, mir die Tür zu öffnen). Von Wireless oder anderem Zugang mit eigenem Rechner ganz zu schweigen. Insofern hat sich das hier als bisheriger internettechnischer Tiefpunkt der Reise qualifiziert. Den Artikel von heute gibt es wahrscheinlich auch erst morgen. Im Hostel ist der PC kaputt, Wireless haben sie keins uns wie lang das Internetcafé offen hat weiß ich nicht.

Ein paar Wohnhäuser direkt hinter einigen Thermalseen
Muss man wollen, so einen heißen Teich hinterm Zaun

Auf unserem Weg nach Süden hat es uns heute nach Rotorua verschlagen. Man kann schließlich kaum behaupten in Neuseeland gewesen zu sein, wenn man keine vulkanischen Aktivitäten gesehen hat und kaum eine Stadt dürfte sich dafür besser eignen, als diese. Immerhin liegt die Stadt mitten in einem Thermalgebiet. Das hat wiederum erstmal unangenehme Folgen: immer mal wieder weht einem ein starker Geruch nach faulen Eiern um die Nase. Die verschiedenen heißen Quellen, Schlammpools und Geysire stoßen in großen Mengen Schwefel und Schwefelwasserstoff aus und das riecht gelinde gesagt zum Nase zuhalten. Schon eigenwillig ausgerechnet hier eine Stadt zu gründen (die nichtmal klein ist).

Eine platzende Schlammblase
Das "Blubb" kommt vom kochenden Schlamm

Die vulkanische Aktivität in der Umgebung hat allerding auch ihre guten Seiten. In Rotorua gibt es eine faszinierende Ansammlung verschiedener Anzeichen für die Kraft, die im Inneren der Erde schlummert. Da kochen Tümpel sprudelnd vor sich hin, blubbern Schlammpools unentwegt und brechen regelmäßig beeindruckende Geysiere aus. Wir haben uns heute über zwei Stunden in so einem Thermalfeld aufgehalten und waren ein ums andere Mal beeindruckt. Los ging es schon damit, dass plötzlich ein Schlammbad nebem dem Weg liegt, in dem immer wieder Blasen nach oben steigen und platzen. Fast wie kochender Pudding, nur mit einem Durchmesser von vielleicht 10 Metern.

Ein ausbrechender Geysir vor dunklen Wolken
Der Pōhutu Geysir

Ein paar Meter weiter geht der Weg über eine Gesteinsplatte, auf der an allen Ecken und Ende heißer Dampf aus Löchern in der Erde strömt. Der gesamte Boden ist so warm, dass man das noch im Gesicht merkt (man darf daher aus naheliegenden Gründen auch den eigentlichen gesicherten Weg nicht verlassen). Mitten auf dieser Gesteinsplatte befindet sich ein großes Loch aus dem es kräftig dampft: Pōhutu (sinngemäß "Großer Schwall"), der aktivste Geysir des Tales, der jede Stunde ein- bis zweimal ausbricht und bis zu 15 Meter Höhe erreicht. Laut Aussagen der Leute dort kann so ein Ausbruch durchaus auch mal länger dauern: bis zu 6 Stunden. Der längste durchgehende Ausbruch eines Geysirs in dem Tal kam sogar auf sagenhafte 169 Wochen, die er ununterbrochen Wasser gespuckt hat.

Ein kleiner, sprudelnd kochender Teich
Das nenne ich mal einen amtlichen Kochtopf

Lässt man Pōhutu hinter sich, kommen Heißwasserteiche in Sicht, deren Temperatur im Schnitt um die 90°C beträgt. Definitiv nichts um mal schnell ein Bad zu nehmen. Das Wasser ist nicht nur heiß, es ist auch durch die gelösten Mineralien stark alkalisch, so dass es auch abgekühlt kaum ein Genuss wäre. Zuguterletzt kam dann noch etwas, das auf der Karte als "Kochteich" bezeichnet wird: ein kleiner Tümpel von etwa einem Meter Durchmesser, der sprudelnd (wirklich richtig heftig sprudelnd, nicht nur so ein paar Blubberblasen) kocht. Diese Heißwasserquelle wurde früher von den Māori tatsächlich zum Kochen von Speißen verwendet. Diese wurden einfach in Körbe verpackt und in das heiße Wasser gehängt. Das kann man in dem Park auch heute noch bewundern (und vermutlich auch kosten. Wir waren dazu allerdings zu spät da). Das ganze wird komplettiert von einem recht unschuldigen kleinen Fluss, der es mit den gesammelten "Abwässern" des Tals aufnehmen muss.

Ein Blick über das Thermalgebiet mit den verschiedenen Dampffontänen
Überall zischt und dampft es hier...

Die gesamte Szenerie wird von einem Zischen, Brodeln und Grummeln untermalt, dass man wirklich die Befürchtung haben kann, es täte sich jeden Moment ein Spalt auf und man verschwinde im Erdinneren. Ganz falsch ist diese Befürchtung übrigens nicht: das Thermalfeld ist ständigen Veränderungen ausgesetzt, denen sich der Park mit seinen Wegen und Aussichtpunkten anpassen muss. Überall sieht man Wege, die früher mal benutzt wurden und jetzt inmitten heißer Punkte liegen oder es brodelt an einigen Stellen unter den Wegbefestigungen raus, so dass wohl auch da demnächst umstrukturiert werden muss. Definitiv nichts für den eigenen Garten...

Ein Zorb, der den Berg herunterrollt
Kein Hamsterball, aber so ähnlich...

In dieser Umgebung kann man schonmal auf dumme Ideen kommen. So geschehen, als das Zorbing erfunden wurden, ein Spaß den wir uns heute gegönnt haben. Man nehme einen riesigen (sprich: 2,50m Durchmesser), transparenten Ball, fülle den mit Luft, hänge darin mittig an vielen Seilen einen zweiten Ball auf (etwa 1,5m im Durchmesser) und baue einen Eingang in die ganze Konstruktion. Durch diesen Eingang packe man Leute in die Kugel und schmeiße sie einen Berg runter. Fertig ist Zorbing. Das ganze gibt es in zwei Varianten: entweder ist man in der Kugel festgeschnallt und bekommt quasi volle Kanne die Drehungen und Wendungen der Kugel ab oder die innere Kugel ist mit etwas Wasser gefüllt, so dass man darin herumrutscht und -schlittert. Wir haben uns von letzteres entschieden, weil man das zu zweit machen kann und weil ich dabei die Videokamera mitnehmen durfte (das Schöne an Neuseeland: kaum Vorschriften welchen Blödsinn du machen darfst. Da wird halt gesagt, dass ich selbst das Risiko für die Kamera trage und fertig ist die Laube.) Von innen sieht das dann so aus:

Manu und Markus im Zorb mit Daumen nach oben
Grenzdebil gucken hinterher ist gratis dabei

Wir hatten jedenfalls unseren Spaß. Ursprünglich wollte ich nach der Kaltwasserattacke gestern ja nicht wieder nass werden, aber bei der trockenen Variante hätte ich vermutlich das Frühstück ausgespuckt. Selbst wenn man wie in unserem Fall den Kopf immer oben behält fällt die Orientierung doch einigermaßen schwer und der Magen fragt mal vorsichtig an, was nu los ist. Egal, für ein grenzdebiles Grinsen hinterher hat's noch locker gereicht.

GG mit einer großen Kiwiskulptur im Hintergrund
GG mit Kiwi(-Skulptur)

Oh, was mir grad noch einfällt: wir haben heute unseren ersten lebenden Kiwi gesehen (wenn auch in einer Aufzuchtstation). Meine Güte sind die groß. GG hat sich allerdings nicht mit den lebenden Exemplaren zufriedengegeben, sondern musste gleich zu den ganz großen greifen. Naja, wenn es ihn glücklich macht...

Morgen geht's dann weiter nach Taupo. Der dortige Lake Taupo ist übrigens auch ein Produkt vulkanischer Aktivität: vor einigen Tausend Jahren entstand der bei der Eruption eines Vulkans. Eine Eruption der Stufe 8 im übrigen und damit eins von nur zwei bekannten Ereignissen dieser Stärke. Mit einem Schlag flogen dabei über 1000km³ Erdreich in die Luft und hinterließen eine Kaldera, die sich mit Wasser füllte und so den Lake Taupo formte – mit rund 190km Umfang. Neuseelands vulkanische Vergangenheit ist unruhig und die Unruhe geht immernoch jeden Tag weiter. Kaum irgendwo sieht man das besser als in Rotorua.

Leben auf einer Bruchlinie

Artikel doch noch geschafft, bevor das Internetcafé schließt. Ist zwar etwas kürzer, aber immerhin. Vielleicht wird's ja morgen wieder besser mit dem Netz.

Heute war die Reise verhältnismäßig kurz: von Rotorua nach Taupo sind es nur rund 80km. Auf der Strecke liegen allerdings noch einige sehr eindrucksvolle Flecken Natur, vieles davon Folge der Tatsache, dass die Gegend auf einer Bruchlinie zwischen zwei Platten liegt.

Blick von oben auf einen dampfenden See
Frying Pan Lake, eine der größten heißen Quellen der Welt

Manu hatte für heute einen Besuch im Waimangu Volcanic Valley geplant. Das jüngste Thermalfeld Neuseelands ist das einzige, welches innerhalb der bekannten Geschichte entstanden ist. Am 10. Juni 1886 brach der Tarawera aus und hinterlies eine Mondlandschaft. Seitdem ist das Tal konstant geothermisch aktiv. Eines der beeindruckendsten Naturschauspiele ist gleich am Eingang des Tals der Frying Pan Lake im Echo-Krater. Dieser See ist die größte Heißwasserquelle der Welt mit einer durchschnittlichen Wassertemperatur von 55°C. Der ganze See dampft an der Oberfläche. Wir haben die Temperatur im Abfluss des Sees mal mit der Hand testen können: man will sich definitiv nicht reinsetzen. Eine angenehme Badewanne ist kühler...

Eine farbenfrohe Terrasse aus abgelagerten Mineralien, über die Wasser in einen Bach fließt
Wenn das Wasser an der Oberfläche abkühlt, fallen Mineralien aus

Richtig farbenfroh geht es durch die hydrothermale Aktivität an den Silikatterrassen des Tales. Diese entstehen durch die Ablagerung von im heißen Wasser gelösten Mineralien. Durch verschiedene Mineralien und Heißwasseralgen entstehen verschiedenste Farbschattierungen, die sich ein wahnsinniger Künstler auch nicht besser ausdenken könnte. In den Terrassen sind an verschiedenen Stellen Löcher, aus denen ständig kochend heißes Wasser (über 90°C) sprudelt. Dieses wird vermutlich tief in der Erde aus einem riesigen Reservoir gespeist, welches von der Magma des Tarawera erhitzt wird und nach oben steigt.

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Nicht sehr hoch, aber verdammt viel Wasser...

Das für mich bisher beeindruckendste Naturschauspiel der Reise kam allerdings erst noch. Einige Kilometer vor Taupo ist der für mich (bisher und wahrscheinlich auch absolut) schönste Wasserfall Neuseelands: die Huka Falls. Der Waikato River, der vor dem Wasserfall knapp 100 Meter breit und 4 Meter tief ist wird von einer Felsspalte auf 15 Meter bei einer Tiefe von 10 Metern zusammengepresst. Diese Wassermassen, die sich mit einer extremen Geschwindigkeit bewegen stürzen über eine Kante in ein tosendes Becken. Der Durchfluss bewegt sich dabei zwischen 32 und 270m³ pro Sekunde, mit 160m³ im Druchschnitt. Ich reiche mal morgen wenn möglich noch ein Video nach, das vielleicht einen kleinen Eindruck davon vermitteln kann, was das für ein Schauspiel ist.

Heute abend haben wir uns mit einem Bekannten aus Ilmenau getroffen (Martin, wink mal der Welt! duck&renn) und sitzen jetzt hier grad gemütlich nach dem Abendessen rum. Nachher soll's noch Arme Ritter geben. Damit ihr wenigstens mal nen Grund habt, neidisch zu sein ;-)

Auf in Richtung Hauptstadt

So, frühmorgens noch schnell einen kurzen Artikel über den gestrigen Tag. Wir haben leider hier kein Netz in der Unterkunft, aber ein kurzer Scan hat gezeigt, dass die Nachbarn ein offenes WLAN haben. Also: keine Ahnung, wer ihr seid, aber Dank an den edlen Spender.

Manu beim Luftsprung mit Lake Taupo im Hintergrund
Ja, die Landschaft macht hier schon gute Laune

Gestern ging's in einem längeren Ritt von Taupo nach Süden bis kurz vor Wellington. Da morgen die Fähre auf die Südinsel (die man von hier übrigens schons sieht) geht, wollen wir uns heute den Tag in Wellington gönnen. Ergo galt es gestern den Lake Taupo zum umrunden. Auf Martins Tipp hin haben wir die westliche Route genommen. Die ist zwar deutlich länger, aber auch schöner. Wie man sieht war meine Frau davon auch eher begeistert.

Manu, Martin und Markus vorm Lake Taupo
Wen man am anderen Ende der Welt so treffen kann...

Martin wollte bis Turangi mitgenommen werden, was wir auch gern getan haben. Wir mussten ja schließlich testen, ob man auch zu dritt in dem Auto reisen kann. Das erwartet uns auf der Südinsel noch. Auf der es übrigens deutlich kälter zu werden scheint, als im Norden. In Wellington sind es zumindest grad 9°C, statt 14 wie in Auckland und die Südinsel liegt ja noch weiter unten. Oder oben, je nachdem wie man das sieht: hier gibt es Karten zu kaufen auf denen Süden oben ist, damit Neuseeland nicht "unter" den anderen Ländern der Welt ist.

Der Ngauruhoe mit einer Wolke, die aussieht als würde er Dampf ausstoßen
Im Herr der Ringe sah er etwas ärgerlicher aus...

Nachdem wir Martin gestern in Turangi abgesetzt hatten, konnten wir schonmal einen Blick auf den wandertechnischen Endpunkt unserer Reise werfen: das Tongariro Crossing. Bei absolutem Postkartenwetter präsentierte sich der Tongariro Nationalpark sehr fotogen (im Bild zu sehen ist übrigens der Mt. Ngauruhoe, welcher in den "Herr der Ringe"-Filmen den Schicksalsberg gegeben hat). Aber ordentliche Anstiege gibt's da schon...

Die Geschichte der Berge ist übrigens ganz witzig. Der Legende nach standen früher Tongariro, Ngauruhoe, Ruhapeu und Taranaki ganz friedlich beieinander. Dann soll sich Ruhapeu in einen der kleineren Berge verliebt und diesen geheiratet haben. Dummerweise hatte sich Taranaki auch in diesen Berg verguckt, was natürlich früher oder später zu Stress führen musste. Also hat sich Ruhapeu aufgeregt und mit Feuer und Grollen Taranaki vertrieben. Dieser floh nach Westen und kam am Meer zu stehen, wo er sich heute noch befindet.

Sonnenuntergang über dem Meer. Am Horizont erkennt man Berge, die zur Südinsel gehören
Die Sonne geht bereits hinter der Südinsel unter

Gelandet sind wir für die Nacht dann übrigens in einem kleinen Kaff namens Paekakariki (ich find die Namen hier toll). Das Hostel hier ist von Deutschen fast komplett übernommen, so dass wir gestern eine Handvoll Leute beim Schafkopfen bewundern durften. Wie man auf dem Foto sieht sind 1. die Sonnenuntergänge von hier sehr gut zu bewundern und zweitens ist die Südinsel schon sehr gut erkennbar. Heute werden wir uns im neuseeländischen Nationalmuseum Te Papa vergnügen und uns vielleicht Wellington noch etwas anschauen. Morgen geht's dann sehr früh los auf die Fähre. Südinsel, wir kommen!

GG auf einem Geländer mit Blick in die weite Landschaft
Manchmal muss man auch einfach die Aussicht genießen
Einige Schafe auf einer Wiese
Angeblich gibt's davon mehr, als Menschen in Neuseeland...

Ach ja: GG hat übrigens die Landschaft unterwegs auch sehr genossen, wie man sieht. Allerdings wollte er sich partout nicht mit den dümmstmöglich guckenden Schafen fotografieren lassen. Immerhin: unser erstes Schaffoto nach doch schon 10 Tagen Neuseeland...

Willkommen im Hauptkaff...

... so könnte man an die Ortseingangsschilder schreiben und es wäre netter gemeint, als es klingt. Wellington ist zwar die Hauptstadt Neuseelands, aber keineswegs die größte (das ist Auckland), sondern eher übersichtlich. Die wichtigsten Dinge befinden sich in Laufreichweite, was für eine Hauptstadt durchaus ungewöhnlich ist. Das gibt der Stadt ein angenehmes, unaufgeregtes und trotzdem lebendiges Flair, was sie ideal für einen entspannten Sonntag macht. Zudem hatten wir heute noch massiv Glück mit dem Wetter. Normalerweise ist Wellington als windig und regnerisch verschrien, aber wir hatten heute strahlend blauen Himmel, Sonnenschein und eine ganz leichte Brise. Es hätte also nicht besser sein können.

Blick auf den Eingang des Te Papa Museums
Te Papa, das Nationalmuseum Neuseelands

Dennoch haben wir heute fast den gesamten Tag drinnen verbracht, genaugenommen im Te Papa, Neuseelands Nationalmuseum. "Museum" klingt erstmal so altbacken und verstaubt mit gedämpfter Atmosphäre und langweiligen Exponaten, aber nichts könnte falscher sein. Im Grunde genommen ist Te Papa ein riesiger Spielplatz, der mit modernster Technik versucht Informationen zu verschiedensten Gebieten zu vermitteln. Da gibt es ein Haus, in dem ein Erdbeben simuliert wird, Seismometer, auf die man springen kann, riesige elektronische Leinwände auf denen man Fotos anordnen und manipulieren kann, Hologramme, die was zur Māori-Geschichte erzählen, elektronische Musikinstrumente, ein komplettes Māori-Versammlungshaus und, und, und... Wir hatten jedenfalls einen langen und interessanten Tag und haben nicht alles gesehen. Interessant daran ist: Te Papa ist wie auch schon das Auckland Museum kostenlos. Man kann, wenn man will, was spenden, aber es gibt keine festen Eintrittspreise. Nur bzgl. Fotos haben die sich etwas doof. Man darf fotografieren aber nichts davon ins Internet stellen. Sagt zumindest die Broschüre, die es beim Einlass gab. Ich muss mich da nochmal schlau machen, da das etwas komisch formuliert ist. Deswegen gibt's das Gebäude auch bloß von außen.

Ein Jongleur auf mehreren aufeinandergestapelten Kisten und einem Skateboard
Kann man machen. Wenn man's kann...

Um die Mittagszeit hat uns natürlich auch der Hunger getroffen und wir sind mal kurz in die Stadt gepilgert. Auf dem Rückweg kamen wir im Hafen an einem Menschenauflauf vorbei. Wir haben uns als gute Herdentiere mal dazugestellt und es nicht bereut. Ein kanadischer Artist hatte dort seinen Kram ausgepackt und zog auf dem Pier eine One-Man-Show mit Jonglage und Balanceakten ab. Dazu kommentierte er die ganze Zeit mit einer ziemlich großen Klappe, so dass der eine oder andere Lacher sicher war. Die Show endete damit, dass er auf einem Skateboard, welches auf einem Koffer stand, der wiederum auf einem Tischchen stand, welches seinerseits auf einem großen Koffer stand (uff! Siehe Foto.) mit brennenden Fackeln jonglierte. Durchaus beeindruckend und so war ihm am Ende auch eine Spende sicher.

Ein Blick über den Hafen im Dunkeln. Im Vordergrund ein altes Schiff, im Hintergrund Te Papa
Auch bei Nacht ist der Hafen noch einen Besuch wert

Ein langer Tag macht hungrig und da wir zum selbst kochen zu faul waren, haben wir uns heute ein nettes Restaurant am Hafen gesucht. Eigentlich hatten wir ja Lust auf Sushi, aber trotz tatkräftiger Hilfe der Leute im Backpackers war kein Sushirestaurant aufzutreiben. Wir haben unseren Appetit auf Fisch daher in klassischer Form gestillt. Manu hat auf Empfehlung eines Engländers(!) Fish&Chips gegessen. Der meinte nämlich gestern, dass die Neuseeländer das besser könnten, als die Inselbewohner selbst. Das sagt ja meiner Meinung nach einiges über die englische Küche. Ich war mutig und hab Thunfischsteak medium-rare (genau: außen braun, innen fast roh) auf Nudeln mit Seegras gegessen. Vor allem das Seegras war lustig: ist sich ein wenig wie Weißkraut oder Bambussprossen, schmeckt aber relativ salzig. Und es war interessanterweise rot. Ich habe mir mal aufschreiben lassen wie das genau heißt. Da muss ich nochmal genauer drüberlesen. (grad getan: heißt Wakame und ist eine essbare Braunalge. Schmeckt besser, als es aussieht.)

Nun sitzen wir hier in unserem Backpackers, welches an sich schon ein interessantes Gebäude ist. Das ganze ist ein ehemaliges Hotel (und ein gutes noch dazu. Laut Backpackers Guide wurde es als Hotel für die Krönungsreise von Queen Elizabeth II 1953 gewählt.) Das Gebäude verströmt den Charme eines alten englischen Hotels, wie man typischerweise aus Filmen kennt. Dazu noch recht zentral in der Stadt (ok, Kunststück. Hier ist ja alles zentral) und nah am Kai, von dem morgen unsere Fähre nach Süden ablegt. Die wird uns dann binnen drei Stunden hoffentlich sicher auf die andere Insel bringen. Wenn wir Glück haben hält das Wetter. Wenn nicht schlagen die "Roaring fourties" zu und es wird windig. Egal, Manu hat ihre Anti-Kotz-Bänder (funktionieren garantiert... wenn man dran glaubt oder so duck&renn und ich häng mich notfalls über die Reeling). Ab morgen sollte das Land dann noch leerer werden, denn die Südinsel ist zwar fast doppelt so groß, hat aber nur die Hälfte der Einwohner. Schauen wir mal...

P.S: GG hat sich heute vom Te Papa inspirieren lassen und wollte keine Fotos. Blödes Federviech. Außerdem haben wir heute zu unserem Erschrecken entdeckt, dass er ja gar keine Füße hat. Da ist er hier ja genau richtig auf der Insel der behinderten Vögel...

Reif für die (andere) Insel...

Eine Interislander-Fähre vor Bergen im Queen-Charlotte-Sound
Die Interislander-Fähre in die andere Richtung

Wir sind reif für die Südinsel. Heute morgen klingelte der Wecker schon sehr früh (6:45 Uhr brrrr), denn die Fähre zur Südinsel wartete. Neuseeland ist ja durch knapp 22km Wasser (an der schmalsten Stelle) in zwei Hälften getrennt, so dass man nunmal auf's Schiff angewiesen ist, wenn man den Wagen mitnehmen will. Es gab zwar prinzipiell schon Leute, die geschwommen sind (der jüngste übrigens gerade mal 11) oder man kann auch fliegen, aber mangels Tunnel bleibt die Autofähre das Mittel der Wahl mit Mietwagen. Die Überfahrt dauert erstaunlich lang: 3 Stunden ist man auf dem Wasser unterwegs. Zwar ist der minimale Abstand der Inseln recht kurz, die eigentliche Überfahrt geht jedoch aus dem Hafen von Wellington raus, nach Westen und durch den Queen-Charlotte-Sound nach Picton. Die Strecke ist dann deutlich länger, so dass die Fähre trotz einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rundd 35km/h drei Stunden unterwegs ist. Wir haben in der Zwischenzeit die Sonne genossen, denn wie auch schon gestern war das Wetter heute für die Gegend total untypisch: Sonne, fast windstill und kaum Wasserbewegung. Normalerweise kann es auf der zu querenden Cook Strait schonmal heiß hergehen. Scheint uns aber erspart zu bleiben.

Portait von Manu mit einem Glas Weißwein in der Hand
Manu hat nur "Weinanbaugebiet" gelesen

Von Picton aus wollten wir nach Kaikoura. Unterwegs war ein Stopp im Weingut geplant, da meine Holde sich mit etwas Trinkbarem versorgen wollte, wenn wir schonmal durch die bekannteste Weingegend Neuseelands fahren. Tja, beim Mittagessen ist es dann passiert: plötzlich spricht meine Hosentasche. Das an sich wäre ja schon ungewöhnlich genug, allerdings hatte sie auch noch die nervöse Stimme meiner Schwiegeroma angenommen. Des Rätsels Lösung: mein dämliches Handy hatte die Tastensperre deaktiviert und der Autoschlüssel war wohl auf Wahlwiederholung geraten. Tschuldigt nochmal den Anruf mitten in der Nacht!

GG auf dem Deck der Autofähre mit Bergen im Hintergrund
Man genießt die Sonne an Deck der Fähre...

GG hat die Überfahrt übrigens auch durchaus genossen. Total aufgeregt ist er von einer Ecke des Schiffs in die andere geschwirrt. Schließlich war er so kaputt, dass er die Fahrt durch die Sounds der Südinsel auf dem Sonnendeck verpennt hat.

Die nächsten Tage wird es übrigens wahrscheinlich keine Berichte geben. Wir werden schlicht kein Netz haben. Morgen abend beginnt unsere Drei-Tage-Wanderung über den Kaikoura Coast Track. Die Schaffarmen, auf denen wir übernachten haben wahrscheinlich jede Menge Wollviecher, aber kein Internet. Bevor also einer die Truppen losschickt: wir sind nicht verloren. Hoffe ich...

Fischi, Fischi, Fischi... Wale und andere Nichtfische

Ein Wal bläst
Thar she blows!

Nachdem ich mit den Delphinen in der Bay of Islands nicht so wahnsinnig viel Glück hatte (meist hab ich ja irgendwelche Hinterköpfe von alten Damen gesehen, die sich unerklärlicherweise plötzlich materialisierten, wenn die Viecher aus dem Wasser kamen), gab es in Kaikoura nochmal die Chance auf große Meeresbewohner. Die Geografie des Seebodens macht es möglich: nur ein paar hundert Meter vor der Küste fällt der auf bis 1600 Meter Tiefe (in einer Animation ohne Wasser ein recht beeindruckender Canyon). Zusammen mit den passenden Meeresströmungen sorgt das für die perfekte Futterstelle für verschiedene Walarten, die in Kaikoura so dicht an die Küste kommen, wie nirgends sonst. Was macht der geschäftstüchtige Neuseeländer? Er schippert Touris mit nem Boot raus zum Angucken und knöpft ihnen dafür Geld ab. (Fairerweise muss man sagen, dass die Trips so organisiert sind, dass jeder was zu sehen kriegt und ihr Geld damit absolut wert.)

Die Schwanzflosse eines Buckelwals beim Abtauchen
Ein Wink mit der Flosse bevor es in die Tiefe geht

Beim Finden von Walen sind die Leute übrigens extrem erfolgreich: bei 95% aller Fahrten finden sie welche an der Oberfläche. Zu sehen ist ja nur ein kleiner Teil des Walkörpers: ein wenig vom Kopf mit dem Atemloch. Die Tiere verharren zwischen 2 und 15 Minuten an der Oberfläche um Luft zu holen, bevor sie sich wieder für bis zu eine Stunde unter Wasser auf die Jagd begeben und dabei Tauchtiefen über 1000 Meter erreichen. Die Leute vom Whale Watching sehen anscheinend genau, wann der Wal das letzte Mal Luft holt, bevor er zum Tauchen ansetzt. Man hat also beste Chancen die Kamera scharf zu machen um gute Fotos von der Schwanzflosse zu kriegen. Schon beeindruckend, wenn die sich plötzlich aus dem Wasser erhebt, weil das Tier senkrecht nach unten schießt.

Ein Albatross von hinten beim Starten knapp über der Wasseroberfläche
Starten ist anstrengend für so einen großen Vogel

In der Bucht hält durchaus noch andere interessante Dinge für den geneigten Betrachter bereit. So gibt es dort bspw. den Königsalbatros, einen Vogel mit beeindruckenden 3 Metern Flügelspannweite. Die wollte er uns zwar erst partout nicht zeigen und schwamm nur die ganze Zeit nur wie eine übergroße Ente auf dem Wasser rum, aber nachdem wir ihn versehentlich beinahe überfahren hätten (war nicht direkt Absicht. Der saß blöderweise im Weg.) hob er dann doch ab, was ziemlich schräg aussieht.

Ein Delphin beim Sprung komplett aus dem Wasser
Der hat Spaß...

Ganz vorbei war unser Spaß auf dem Meer aber auch damit noch nicht: in der Bucht gibt es auch eine ganze Menge Delphine. Eine weitere Chance für Fotos, nachdem die Bay of Islands diesbezüglich ein Reinfall war. Man muss glasklar sagen: die Touren beim Whale Watching sind deutlich besser organisiert. Die Leute stehen sich schlicht nicht gegenseitig im Weg, weil die Boote nicht so vollgepackt sind. Wir hatten Glück: eine Schule von vielleicht 50 Tieren tummelte sich kurz vor der Küste um Wasser. Das faszinierende ist: die haben keine Angst vor den Booten, sondern umschwimmen die neugierig. Man hätte die quasi fast anfassen können (bzw. kann das tatsächlich, wenn man das Schwimmen mit den Delphinen bucht). Ach ja: einen echten Fisch haben wir an dem Tag auch noch gesehen. Die Bucht hält auch beeindruckend große Haie bereit. Der war allerdings so irritiert von dem Boot, dass er verschwunden war, bevor ich ein Foto machen konnte.

Zwei aufgeschnittene Hälften eines gegrillten Crayfish auf dem Teller
Gegrillt direkt am Strand... Lecker...

Nach der Einstimmung morgens war für das Mittagessen natürlich Fisch quasi verpflichtend. Zufällig hing am Auto ein Werbezettel eines Sea-Food-Grills, der ganz in der Nähe war und so sind wir dann auch den Verlockungen der bunten Werbewelt erlegen und dorthin gefahren. In einem Anfall von Im-Urlaub-kann-man-ja-mal-was-ausprobieren haben wir uns für Crayfish (eine Krebsart) entschieden und waren überrascht, wie lecker das ist. Frisch gestärkt und mit aufgefüllten Vorräten ging es dann weiter, Küken einsammeln. Schließlich stand uns ja der Kaikoura Coast Track bevor...

"Diesen Weg auf den Höh'n..." - Kaikoura Coast Track

Der Zufall wollte es, dass wir an der Küste von Kaikoura eine Mehrtageswanderung gebucht hatten (Zufällig war das wirklich: Manu hatte in dem Katalog unseres bevorzugten Outdoorausrüsters einen Artikel gelesen, in dem zwei Leute diesen Track gewandert sind und nachdem sich der ursprüngliche Plan im Süden zerschlagen hatte, einfach mal geguckt.). Der Kaikoura Coast Track ist ein privater Wanderweg, der über das Land dreier riesiger Farmen an der Küste führt. Und wie jemand auf der Nordinsel mal meinte: drei Farmen können auf der Südinsel ein kleines Land bilden. Die sind hier einfach riesig, weil die Südinsel zwar nur knapp über eine Millionen Einwohner hat, aber sogar noch größer ist, als die Nordinsel. Platz zum Laufen war also genug.

Bei der Ankunft an der Staging Post, dem Start und Ziel der Route, war die Überraschung erstmal (nur bedingt gut) auf unserer Seite: unsere Partner für die drei Tage waren durchweg ältere Leute. Drei Australier in die 60 und zwei neuseeländische Damen weit über 70 hatten sich in der Hütte schonmal häuslich eingerichtet. Naja, wir haben halt beschlossen das beste draus zu machen. Letzten Endes stellten die Damen und Herren sich als recht nett und aufgeschlossen heraus. Einer sprach sogar etwas Deutsch (soviel man halt spricht, wenn man vor 50 Jahren in der Schule mal 3 Jahre Deutsch hatte).

Tag 1: Staging Post zur Ngaroma Farm

Anja beim Übersteigen eines Kuhzauns
Auch auf der Südinsel darf über Zäune geklettert werden

Der Track führt an drei Tagen über das Land der verschiedenen Farmen und endet schließlich wieder an dem Ort der ersten Übernachtung (wo man auch Koffer, Auto etc. zurücklässt). Die erste Tagesetappe geht über 12 Kilometer vom Startpunkt im Wald zur Ngaroma Farm. Zwischen diesen beiden Punkten liegen hauptsächlich Berge, was die Wanderung doch einigermaßen anstrengend macht. Die drei beteiligten Farmer haben schon vor vielen Jahren damit begonnen Teile des Farmlandes abzusperren und der Natur zurückzugeben, so dass der erste Teil der Tracks auf einem schmalen Pfad quer durch's Unterholz ging. Die Vielfalt an Pflanzen und Tieren (speziell Vögeln) war schon beeindruckend. Später musste dann von Zeit zu Zeit mal wieder ein Weidezaun überquert werden, was sich aber mit den schon bekannten Stufen recht einfach macht (wie am Küken im Bild zu sehen). Der ging es übrigens an dem Tag gar nicht gut, so dass ich mich dann mit zwei Rucksäcken vergnügt habe männlichaufdiebrustklopf. Ähem...

Blick auf eine Hütte am Berg mit Ozean im Hintergrund
Es geht kaum schöner...

(Mitgebrachtes) Mittagessen gab es dann in einer Hütte, von der man den "6-Milliarden-Dollar-Blick" hat, wie es mal in einem Zeitungsartikel bezeichnet wurde. Die Eigentümer der Farm hatten ein Angebot für ihr Land bekommen und scherzhaft abgelehnt, dass sie nicht unter 6 Milliarden Dollar akzeptieren würden. Der Blick war auch wirklich toll. Weit über das Land bis in die Berge hinter Kaikoura und auf den Ozean. Das Wetter trug seinen Teil bei: strahlender Sonnenschein (diesmal war ich vorbereitet, nachdem ich mit ja in den ersten Tagen peinlicherweise ausgerechnet die Geheimratsecken verbrannt hatte. Ähem... kann ja keiner dran denken, dass die Stirn doch plötzlich etwas länger ist als früher...), relativ wenig Wind, angenehme Temperatur und gute Sicht. Passte also alles zusammen.

Landschaftspanorama mit Bäumen vor den Bergen der Kaikoura Range
Kein Gemälde, sondern der Blick aus dem Bett

Von der Hütte turnte der Track relativ zügig bergab in Richtung Tagesziel. Unterwegs waren wie auch schon bergauf immer mal wieder interessante Pflanzen beschriftet, damit man wenigstens auch noch ein wenig Bildung abbekam. Der Blick aus dem Fenster der Ngaroma-Farm stand übrigens den Ausblicken auf den Bergen in nichts nach, wie man auf dem Foto erkennen kann. Sonnenunter- und Mondaufgang produzierten sehr schöne Bilder. Für's Abendessen haben wir uns noch etwas besonderes gegönnt: Lammsteaks. Bruce, der Hausherr hatte am Tag ein Lamm geschlachtet und so konnten wir uns mit lecker Fleisch eindecken. Weniger cool war leider die Nacht. Zumindest Anja und mir ging das Haus ein wenig auf den Keks mit knackenden Balken und quietschenden Türen. Manu hat zwar geschlafen, wie ein Stein, aber wir sind immer wieder wach geworden. Zumal sich eine unserer Begleiterinnen gegen Morgen auch noch überlegt hat, dass es ja besser wäre, die Türen offen zu lassen. So kriegt wenigstens gleich jeder mit, wenn man sich miteinander unterhält und alle werden gleichzeitig wach. gnaaa

Tag 2: Ngaroma Farm zur Medina Farm

Manu, Anja & Markus am Strand von Kaikoura
Zu dritt wandert es sich schon schön am Strand

Eigentlich, ja eigentlich war der zweite Tag gedanklich zur Entspannung gedacht. Anja sollte sich bei einem Strandspaziergang etwas erholen können und auch wir wollten die müden Beine etwas schonen. Tja... "Naive Stadtkinder" werden sich unsere offenbar wandererprobten Begleiter gedacht haben. Strand ist jedenfalls kein Spaziergang. Zwar geht es kilometerweit gerade hin, dafür macht allerdings der Sand das Laufen schwer. Speziell der Strand an der Küste vor Kaikoura besteht teilweise aus feinsten Steinchen, die sich wunderbar unter den Füßen verschieben und jeden Schritt anstrengend machen.

Ein Seelöwe am Strand, der die Zähne zeigt
Privatstrand = ruhig. Da kriegt man auch mal sowas zu sehen

Entschädigt wird man für die Anstrengung mit der Gelegenheit, an einem quasi menschenleeren Strand auf Seelöwen zu treffen. Die kommen dort an Land um sich auszuruhen und in die Sonne zu legen und genießen es scheinbar für die Touristen zu posieren. Da der Strand privates Land ist, sind die Touristen allerdings recht selten, weswegen man die Tiere quasi für sich allein hat. Man sollte ihnen nur nicht zu nahe kommen. Da reagieren sie recht zickig und so ein Tier kann wohl durchaus Schaden machen. Aber selbst unser übereifriger Ex-Biolehrer ist glimpflich davongekommen, weil er nach dem ersten Zucken des Tieres verstanden hat.

Lagerfeuer mit Kessel vor Bäumen
Mittagessen in der Natur. Gekocht wird am Feuer.

Mittagessen gab's dann an einer alten Māori-Raststelle direkt am Strand. Alle Utensilien zum Wasser kochen (sprich: Holz vom Strand, Feuerstelle, Zeug zum Anzünden, Töpfe und natürlich Trinkwasser) waren vorhanden, so dass wir da wenig Probleme hatten. Ich bin ja immer fasziniert, wenn über dem offenen Feuer gekocht wird. Und wenn's bloss Wasser ist. Wahrscheinlich auch wieder so ein Stadtkind-Ding. Was dort noch zum Essen verfügbar war: Tütensuppe. Total komisches Zeug: weißes Pulver macht rote Tomatensuppe. Schräg...

Manu & Anja rennen mit ausgebreiteten Armen durch den Wind
Und ich dachte immer, die brauchen Besen...

Nach dem Mittagessen ging's weg von der Küste. Nach einem kurzen Weg über eine Wiese oberhalb der Klippen (Windig! Manu und Küken haben spontan versucht das Fliegen zu lernen.) ging es durch ein tiefes Tal zur Medina Farm. Das Tal ist bereits seit 1982 als Reservat abgesperrt, so dass sich der Urwald dort schon seit geraumer Zeit ausbreiten konnte. Unser eh schon anstrengender Tag am Strand wurde also noch ein wenig heftiger.

Ein Schafschädel auf einem Schild mit der Aufschrift: Last hill for today, you are nearly there!
Dachte der Besitzer des Schädels bestimmt auch...

Die Farm selbst liegt etwa 80 Meter über dem Meeresspiegel. Diese 80 Meter wollen erstmal erklommen wollen. das geschieht hauptsächlich auf dem letzten Anstieg, der mit einem netten Schild versehen ist. Man beachte besonders den Tierschädel auf dem Bild. Wir haben's aber trotzdem überlebt und wurden mit einer sehr coolen Unterkunft für die Nacht entschädigt.

Manu streicheld ein Schaf
Es hat Fell. Muss ich noch mehr sagen?

Die Besitzer der Medina Farm haben ein altes Gartenhäuschen aufwändig renoviert und zur Unterkunft für bis zu vier Leute umgebaut. Die Hütte steht inmitten einer Schafweide, was natürlich meiner Holden sehr gut gefallen hat. Zumal (dank des anwesenden Besitzers) die Schafe etwas zutraulicher waren und gestreichelt werden konnten.

Eine Langzeitbelichtung des Sternenhimmels mit den charakteristischen Kreissegmenten
Soooooo viele Sterne

Am Abend haben wir uns dann noch fotografisch etwas ausgetobt. Die Farm liegt knapp 25 km von der nächsten menschlichen Siedlung entfernt, was die Lichtverschmutzung auf ein Minimum reduziert. Der klare Himmel zeigte also wirklich Millionen (OK, tausende, aber trotzdem) von Sternen. Ich kann mich wirklich nicht erinnern, schonmal soviele gesehen zu haben. Am liebsten hätte ich mit eine 180° Fisheye-Objektiv den gesamten Himmel auf einmal fotografiert. Glücklicherweise ging auch der Mond recht spät auf, so dass wir genug Zeit mit den Sternen allein hatten.

Tag 3: Medina Farm zur Staging Post

Eine Schutzhütte mit Terrasse
Als Schutzhütte schon sehr luxuriös

Der dritte Tag bot nochmal Berge satt. Direkt vom Start weg ging es heftig bergan, bis gegen die Mittagszeit mit 628 Meter ü.NN. fast der Gipfel des Mt. Wilson erreicht war. Dort gab es wieder eine Hütte mit Wasser und Kochutensilien, so dass wir gemütlich essen und den Ausblick geniesen konnten. Leider war der Himmel nicht komplett klar, so dass wir etwas weniger gesehen haben, als am ersten Tag. Total faszinierend: mitten in der Pampa, einige Kilometer von der nächsten menschlichen Behausung hatte die Hütte ein Klo mit Wasserspülung. Ich war echt begeistert.

Unsere dreckigen Wanderschuhe in einer Reihe
Am Ende hatten alle Schuhe die gleiche Farbe...

Der Abstieg war dann recht gemütlich, wenn auch lang. Am frühen Nachmittag erreichten wir wieder die Staging Post. Müde Beine, dreckige Schuhe (und andere Klamotten), aber froh über die gelungenen drei Tage. Nach einer kurzen Fahrt nach Süden saßen wir entspannt in Christchurch. Gestern abend gab es zivilisiert im Restaurant lecker indisches Essen. Das Backpackers hatte WLAN, die Zivilisation hatte uns wieder. Heute mussten wir uns allerdings erstmal wieder trennen. Anja ist mit ihren Gasteltern unterwegs und für uns ging es weiter nach Süden. Es gibt schließlich noch so einiges zu sehen...

GG und ein Tiger-Schlüsselanhänger auf einem Stein
Auch GG wollte mal Bergsteigen und hat dafür einen Kumpel gefunden
Das Klo auf Mt. Wilson mit dem ganz kleinen GG auf der Brille
Offenes Klo mitten im Nirgendwo

Ach ja: GGs Abenteuer sollen euch natürlich auch nicht vorenthalten werden. Am ersten Tag hatte er mit einem Kumpel einen kleinen Berg erklommen und das Wasserklo am dritten Tag hat ihn so fasziniert, dass er es gleich probieren musste. Aus Gründen der Diskretion ist er dabei kaum zu sehen...

Das erste Mal nass (von oben)

Hach ja, von wegen "four seasons in one day": bisher hatten wir ja fast immer perfektes Wetter (von Auckland mal abgesehen). Heute hat's dafür dann zugeschlagen. Schon heute morgen noch so im Halbschlaf dachte ich mir: 'Klingt irgendwie nach Regen...' und als wir dann beim Frühstück saßen hatte es sich schon so richtig schön eingeregnet. Etwas ärgerlich, wollten wir doch eigentlich die botanischen Gärten in Christchurch besuchen. Naja, wir haben dann mal lieber drauf verzichtet und uns stattdessen auf den Weg nach Süden gemacht.

Eine Flussbiegung von oben
Nicht so spektakulär, aber auch schön: Rakaia Gorge

Was macht man, wenn man für eine Reise zu einem festen Punkt (wir hatten das Backpackers schon gebucht) unerwartet viel Zeit hat? Richtig: man fährt einen Umweg. Statt uns direkt dem Highway 1 zuzuwenden haben wir uns lieber über die 73 aus Christchurch rausgeschlichen und zuerst das Rakaia Gorge angefahren. Der Rakaia River wird dort von den Bergen in ein relativ schmales Bett gezwungen, was ihn natürlich eingemaßen schnell macht. Das Wasser des Flusses ist unvorstellbar blau, wie viele Gewässer hier. Bilder können da eigentlich nur bedingt einen Eindruck vermitteln. Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was diese Farbe verursacht, aber man kommt sich jedesmal vor, als wäre man mitten in einer Postkarte von einer tropischen Insel gelandet.

Manu in Regenklamotten zeigt nach oben
Ja Schatz, da kommt das Wasser her

Das nächste Ziel der Reise waren die Sharplin Falls. Nach den anstrengenden drei Tagen an der Küste von Kaikoura wollten wir die Beine vorsichtig wieder an einer langsamere Gangart gewöhnen und uns dabei noch einen Wasserfall anschauen. Der Sharplin Falls Walk ist mit knapp 45 Minuten angegeben, also nach Neuseeland-Zeit sind das tatsächlich etwa 30. Problem: wie schon geschrieben hatte sich schon am Morgen in Christchurch der Regen zu Wort gemeldet und der wollte uns jetzt auch nicht ganz verlassen. Aber: wir sind ja nicht aus Zucker (eigentlich schon, aber der ist so gut in uns versteckt, dass er nicht wasserlöslich ist...) und so wurden die Regenklamotten ausgepackt. Tja... die 30 Minuten quer durch den Wald, bergauf und -ab waren durchaus... interessant. Nicht nur dass es wirklich klatschnass war (meine Jeans trocknen immernoch. Ich hätte doch die Regenhose anziehen soll. Dachte halt, die Jacke wäre genug.), nein, zu allem Überfluss wird auch gerade noch an dem Track gebaut, so dass überall Schlammlöcher waren. Zumindest die Art von Schlamm, die sich trocken ganz gut ausbürsten lässt. Die Sharplin Falls als solche waren dann nicht wahnsinnig beeindruckend, aber der Weg dorthin war schon auf eine kranke Art cool.

Manu am Steuer eines Rechtslenkers
Der Beweis: sie kann doch links fahren!

Nach der Dusche wollten wir dann allerdings wirklich weiter zu unserer Unterkunft. Weit war es auch nicht mehr (zum Glück). Und nach weit über 2000 km hinterm Steuer hatte ich dann doch mal keine Lust mehr und meine Holde musste ran. Anfangs noch etwas wackelig (kein Wunder, falsche Straßenseite) hat sie uns dann aber doch sicher nach Timaru gebracht, wo wir die Nacht verbringen. Wir haben (mal wieder, passiert in Backpackers öfter) einen interessanten Menschen getroffen. Ein Japaner, der schon oft in Neuseeland war, alle touristischen Attraktivitäten schon gesehen hat (oder zumindest der Meinung ist) und sich diesmal daher was interessantes ausgedacht hat: er bereist das Land nach Golfplätzen. In 5 Wochen will er auf möglichst vielen von Neuseelands Golfplätzen spielen und ein Buch darüber schreiben. Schon verrückt.

Geschwindigkeitsbegrenzung 70 an einem (breiten) Feldweg
70 km/h brauchen keinen Asphalt...

Eine Sache ist mir auf der Fahrt heute wieder aufgefallen, die mich schon öfter belustigt hat: das Verhältnis der Neuseeländer zu Oberfläche ihrer Straßen. Grundsätzlich kann man hier grob 4 Kategorien von Straßen unterscheiden: Straßen, die an deutsche Standards herankommen, Straßen die was aushalten müssen, Straßen auf denen der durchschnittliche Deutsche sein Auto nicht freiwillig bewegen würde und Straßen, auf denen der durchschnittliche Deutsche sein Auto nicht bewegen kann. Die erste Kategorie findet sich meist innerorts. Angenehme Oberfläche, glatt, wunderbar. Die zweite Kategorie befindet sich zumindest auf den langen Strecken zwischen zwei Orten. Durch die Distanzen, die es zu überbrücken gilt sind einfach zu groß, als dass man ständig Leute zum reparieren vorbeischicken könnte. Daher wird dort ein Belag mit recht grobem Split als Abschluss verbaut, der wohl sehr lang durchhält ohne Fahrrillen zu bilden. Nachteil: klingt ein wenig wie Kopfsteinplaster (aus dem Auto) oder ein Tiefflieger (neben der Straße). Auf die Dauer nervt diese Art von Belag ein wenig. Tja... in die dritte Kategorie fallen die besseren Gravel Roads. Man muss dazu folgendes wissen: nur weil ein Ort touristisch erschlossen ist, heißt das nicht, dass es auch eine Straße dorthin geben muss. Ein Feldweg tut's doch auch. Dieser Feldweg kann durchaus mal Bestandteil einer Fernverkehrsstraße sein (so zum Beispiel die letzten 15 Kilometer auf dem Weg zu Cape Reinga), was dann durchaus 100 km/h darauf erlaubt. Nicht dass man das fahren wollte, aber es wäre erlaubt (und wird, wie im Bild zu sehen, auch explizit beschildert. Dort stehen zwar nur 70, aber das gibt es durchaus auch mit 100). Die letzte Kategorie sind dann Feldwege auf denen Allrad Pflicht ist. Die können auch mal überquert werden müssen um zu touristisch interessanten Orten zu gelangen. So bin ich heute zum Beispiel an zu tiefem Kiesbelag gescheitert, als wir uns einen See anschauen wollten. Auch die Distanzen, die mit solchen Feldwegen überbrückt werden, sind interessant. Nicht so 1-2 km, sondern durchaus mal 20 oder auch 60. Schon verrückt.

Wenn der Neuseeländer an einer Stelle keinen Feldweg hat, dann macht er sich halt einen. Straßen werden hier für Bauarbeiten üblicherweise nicht gesperrt. Man reißt erstmal die gesamte Oberfläche weg, kippt Schotter hin und lässt dann die Autos durch die Baustelle hacken. Immer wenn auf der Landstraße ein 30-Schild mit "Stop on request" darunter kommt kann man sich schonmal auf sowas einstellen. Meist steht dann dort ein einzelnes Männchen an der Straße und hält ein Stoppschild. Wenn die Luft rein ist dreht er das rum und es zeigt "Go". Die ausgefeiltere Variante war dann sogar ein Auto mit "Pilot Car. Follow me", das den ganzen Tag in der Baustelle hin und her gefahren ist und die Autos auf die andere Seite gelotst hat. Ampelregelungen sieht man hingegen selten. Anscheinend lohnt es sich, lieber Leute für diesen Job zu bezahlen.

Weiter nach Süden

Eigentlich sollte der Artikel schon vor zwei Tagen raus, aber leider, leider muss "Wireless" im BBH Guide nicht immer heißen, dass man auch Netz hat. Wireless hatten wir in dem Backpackers. Alles hinter dem Accesspoint war leider tot. gnaaa

Ein Wallaby guckt senkrecht nach oben in die Kamera
"Was willst du denn da oben?"

So langsam kommen die nächsten Termine näher, weswegen wir langsam aber sicher weiter nach Süden turnen. Immer an der Küste lang (ok, was will man auch tun in einem Land, in dem man angeblich nicht weiter als 60 km von der nächsten Küste weg sein kann). Heute ging es von Timaru nach Dunedin. Einfach nur fahren war natürlich nicht, schließlich waren wir in Wallaby-Land. Wallabys wurden – wie so vieles anderes Getier – von Australien nach Neuseeland eingeschleppt. In diesem speziellen Fall wurde aber einer Ausbreitung glücklicherweise von der Natur verhindert. Im Westen verhindert die – passend benannte – Barrier Range die Ausbreitung der Tiere, im Norden und Süden Rangitata und Waitaki River (Wallabys können offenbar nicht schwimmen). So existieren die Tiere nun nur in einem relativ kleinem Gebiet.

Manu mit einem Wallaby-Baby auf dem Arm
Obs an der Nase Futter gibt?

Um die Vermehrung der Tiere in dem Gebiet zu kontrollieren (und vermutlich auch zum Spaß) werden sie bejagt. Dabei kommt es von Zeit zu Zeit vor, dass eine Mutter mit Kind geschossen wird. Die Jäger bringen dann in den meisten Fällen das Baby zum Wallaby Park in Waimate. Den hatte sich meine Holde zum Besuch ausgeguckt ("Hach sind die süüüüüß!"). Die in dem Park aufgewachsenen Tiere sind handzahm und lassen sich füttern. Man kann also mit ein paar Futterpellets durch die Gehege laufen und sich aus der Hand fressen lassen, wovon Manu reichlich Gebrauch gemacht hat.Highlight des Ganzen (wenn man nach ihrem Gesichtsausdruck geht) war das Wallaby-Baby, welches sie auf dem Arm halten durfte. Als das ihr dann auch noch die Nase abgeleckt hat, war sie völlig hin (komisch: wenn ich das mache meckert sie immer...) Ich hab vorsichtshalber hinterher den Rucksack genauestens auf blinde Passagiere gecheckt.

Eine Ansammlung großer Steinkugeln am Strand, vom Meer umspült
Ziemlich große Murmeln

Nachdem wir uns dann doch noch losgerissen hatten ging es weiter zu den Moeraki Boulders. Das sind eigentlich bloss Steine, allerdings mit einer besonderen Eigenschaft: sie sind fast perfekt rund. Die liegen völlig unwirklich am Strand rum und werden vom Meer mit der Zeit verschlungen. Sieht ein wenig aus, als hätten Riesen mit Murmeln gespielt und das Aufräumen vergessen.

Ein Gelbaugenpinguin, der misstrauisch richtung Kamera schielt
Misstrauischer Vogel guckt misstrauisch

Steine am Strand... ok. Lang aufgehalten haben die uns allerdings nicht. Wir wollten weiter nach Dunedin um es noch zur letzten Tour zum Penguin Place zu schaffen. Auf der Otago Peninsula gelegen ist dieser private Naturschutzpark für Pinguine seit einigen Jahren recht erfolgreich dabei, Touristen das Leben der Gelbaugenpinguine näher zu bringen. Die kommen nämlich in die zu einer Farm gehörigen Bucht zum Brüten. Um die Tiere möglichst wenig zu stören haben die Betreiber ein riesiges Tunnelsystem gebaut in dem man sich zu Verstecken begeben kann von denen man die Pinguine sieht. Das kann manchmal überraschend nah an den Tieren sein, denn die ignorieren die komischen Vögel auf zwei Beinen geflissentlich. Da wir auf der letzten Tour nur drei Leute waren (der dritte aus Schwabach, eine rein deutsche Angelegenheit also mal wieder), war das ganze recht entspannt und zum Fragen stellen geeignet.

Blick über die (dunkle) Bucht auf das hell erleuchtete Dunedin
So aus der Ferne im Dunkeln sieht die Stadt schon toll aus

Die Otago Peninsula liegt doch einige Kilometer außerhalb von Dunedin, so dass es auf der Rückfahrt schon dunkel wurde. Über die Bucht hinweg sieht die Stadt doch ganz lustig aus. Aus der Nähe betrachtet (speziell die Gegend um unser Backpackers) war's leider nicht so toll. Das kaputte WLAN hatte ich ja schon erwähnt. Interessanter war allerdings noch das Geschreie später am Abend. Stammte von ein paar Jugendlichen, die sich im Vollsuff gegenseitig mit Mülltonnen beworfen haben. Unser Auto hat glücklicherweise nichts abbekommen, aber etwas schräg geschaut haben wir schon. Naja, lang wollten wir uns in der Stadt ja eh nicht aufhalten...

Dunedin - Catlins - Te Anau

Manu an einem sehr steilen Stück Straße
Ja, Manu steht parallel zur Schwerkraftachse

Laut der Cheforganisatorin (ich nenne sie "Gehirn", sehr zum Amüsement anderer Leute) werden die Catlins (die Landschaft an der Südspitze der Südinsel) gern von Touristen mit Zeitmangel ausgelassen. Wir wollten das anders machen und hatten die daher mit eingeplant. Bevor es aber in die abgelegeneren Teile Neuseelands ging, wollten wir uns noch unsere Dosis Rekordgefühl holen (ok, eigentlich ist hier laut Ortsschild jedes Kaff für irgendwas berühmt, aber das meine ich nicht). In Dunedin gibt es nämlich die laut Guiness-Buch der Rekorde steilste Straße der Welt. Auf 161 Meter Länge steigt diese um 47 Meter an, am steilsten Stück sogar im Verhältnis 1:2,86 (entspricht laut Wikipedia 35%). Die Straße ist damit fast so steil wie eine Treppe (und tatsächlich sind die Fußwege am steilsten Stück auch als Treppen ausgeführt. Im Bild steht die Hauswand und Manu übrigens gerade, das Geländer ist unerklärlicherweise schief. Ich hatte beim Hochfahren echt das Gefühl, der Mietwagen verreckt mir. Runterwärts fühlt man sich dafür wie auf einer Skischanze. Von dieser Art von Straßen gibt es noch mehr in Dunedin, was angeblich daran liegen soll, dass die Stadt nach dem Aufbau von Edinburgh geplant wurde ohne Rücksicht auf die vorhandene Landschaft zu nehmen (auch wenn ich gerade keine Quelle dafür finde).

Vereinzelnte Felsen wie Goldnuggets im blauen Meer
Was Erosion so alles schönes schaffen kann

Die Catlins sind hauptsächlich für ihre Küste berühmt und kaum irgendwo kann man die besser bewundern als auf Nugget Point. Durch Auswaschungen von weicherem Gestein blieben an dieser Küste eine Handvoll Felsen verstreut im Meer liegen die tatsächlich aussehen als hätte jemand dort übergroße Goldnuggets verloren. Hervorragendes Postkartenmaterial.

Die Nacht haben wir dann mitten im Nirgendwo ein paar Kilometer von Jack's Blowhole verbracht. Hinter dem merkwürdigen Namen verbirgt sich ein – durchaus beeindruckendes – Loch in der Erde, was eine unterirdische Verbindung zum Meer hat. Dadurch tosen in dem Kessel die ganze Zeit die Wellen und erzeugen eine interessante Geräuschkulisse.

Kleine, stufenförmige Wasserfälle in Langzeitbelichtung
Nicht sehr hoch, aber schön gelegen und eine kleine Wanderung wert

Heute morgen (nach einer seeehr ruhigen Nacht zum Ausgleich für Dunedin. Wir hatten das Backpackers im Nirgendwo für uns allein.) wollten wir dann ein paar Wasserfälle besuchen. Die ersten, mit dem unaussprechlichen Namen "Purakaunui Falls" sind im Bild zu sehen. Auf dem Weg zu den zweiten haben wir unsere gute Tat für heute getan: wir haben einen Anhalter mitgenenommen. Schon auf dem Weg von Timaru nach Dunedin hatte es gepasst: der Mensch, der da den Daumen rausgehalten hatte, wollte ebenfalls zu unserem Ziel und so haben wir knapp 100 Kilometer lang das Auto geteilt. Heute sogar noch etwas länger: von tief in den Catlins bis kurz vor Queenstown (sein Ziel) hatten wir Begleitung durch einen Niederländer, der seit zwei Monaten über die Inseln tourt. Der war ganz froh darüber, dass wir ihn so weit mitgenommen haben. Gestern musste er nämlich für eine relativ kurze Fahrt insgesamt 10x das Auto wechseln, weil es nie so gepasst hat mit der Richtung.

Manu und Markus am Wegweise an Slope Point. Bis an den Südpol ist es kürzer, als zum Äquator
Ja, wir sind sehr weit im Süden

Wenn man von Touristen mitgenommen wird, kommt man im allgemeinen etwas langsamer vorwärts. Dafür sieht man mehr, weil die ja an allen möglichen und unmöglichen Orten anhalten. So auch heute: nachdem wir nun nur fast ganz im Norden der Nordinsel waren, sollte es wenigstens die südlichste Spitze der Südinsel werden. Wir schaffen es leider nicht auf Stewart Island (beim nächsten Mal. Dass wir wiederkommen ist schon beschlossene Sache.), also wir das der südlichste Punkt unserer Reise bleiben. Von nun an geht es fast nur noch nach Norden. Morgen über die zweitgefährlichste Straße Neuseelands (sagen die Einheimischen. Wo liegt eigentlich die gefährlichste?) von Te Anau nach Milford Sound. Dort werden wir (immernoch nicht genug vom Wasser) auf einem Schiff übernachten. Man kann sich also denken: morgen kein Artikel.

Ah ja, falls sich jemand wundert, wie wir eigentlich zu den Orten kommen, die wir so anfahren. Also, im Prinzip ganz einfach: zuersteinmal haben wir einen Atlas, in dem alle möglichen und unmöglichen Sehenswürdigkeiten verzeichnet sind (so auch die Niagara Falls of New Zealand, die laut Aussage einer Anwohnerin sagenhafte 70 cm – ja, kein Tippfehler – hoch sein sollen). Zum anderen haben die hier ein extrem dichtes Netz von Informationspunkten. In quasi fast jeder größeren (im Sinne von: mehr als 5 Häuser) Siedlung gibt es eine sogenannte i-Site. Entweder als eigenständiges Gebäude oder in der lokalen Bibliothek etc. kann man dort von "Wo ist das nächste Klo?" bis "Können Sie die Pinguintour gleich buchen?" alles fragen und bekommt eigentlich immer geholfen. Mit einer unglaublichen Menge an Karten- und Informationsmaterial helfen die freundlichen Leute einem dort in quasi jeder Lebenssituation weiter. Das beste daran: alles kostenlos für ein freundliches "Dankeschön". Selbst wenn man mit ungewöhnlichen Fragen kommt (oder das, was wir dafür halten, bspw: auf welchen Weingütern um Blenheim kriegt man Mittagessen?) wird so lang recherchiert und diskutiert, bis eine zufriedenstellende Antwort gefunden ist. Im Prinzip könnte man komplett ohne Vorbereitung und Ahnung nach Neuseeland kommen, solange man weiß, wo das erste i-Site ist. Die Dinger sind auch praktischerweise immer kilometerweit ausgeschildert, so dass wir eigentlich nie Probleme haben, eins zu finden wenn sich eine Frage auftut.

Ich glaub ich bin in Norwegen...

Scheiße, wir haben uns verfahren! Zumindest konnte man das gestern denken, denn für den Overnightcruise im Milfordsound ging es ins Fjordland. Wie Norwegen, nur nicht ganz so ausgedehnt. Doch von vorn...

Ein Pfad auf Holzbrettern durch einen Sumpf
Der Key Summit Track sieht auch sehr idyllisch aus

Milford Sound (sowohl das Fjord, was eigentlich gar kein Sound – ein vom Wasser geschnittenes und vom Ozean aufgefülltes Tal – sondern eben ein Fjord – vom Eis geschnitten und mit Ozean vollgelaufen – ist, als auch der kleine Ort von dem aus die ganzen Schiffe in den Sound starten) liegt am Ende eine knapp 120 km langen Sackgasse. Von Te Anau aus geht es die Milford Road lang durch weite Täler und enge Schluchten. Die Straße zählt auf Grund der Lawinen- und Steinschlaggefahr zu den gefährlichsten Neuseelands (im Winter wird wohl sogar die Ampelregelung am Homer Tunnel abgeschaltet, weil es zu gefährlich wäre, die Leute dort stehenbleiben zu lassen), ist aber auch eine der schönsten. Da wir ja über Nacht auf einem Schiff waren, konnten wir uns für die Fahrt von Te Anau aus gemütlichstens Zeit lassen und unterwegs noch ein wenig wandern gehen. Meine Holde hatte sich dafür den Key Summit rausgesucht. Dieser liegt am Anfang des Routeburn Tracks, ein Mehrtageswanderweg von der Milford Road nach Glenorchy. Den Track wollten wir natürlich nicht komplett wandern, aber auf den Berg sollte es wenigstens gehen. Fluffige 450 Höhenmeter später konnten wir uns dann auf dem Gipfel zum Mittagessen niederlassen. Wobei... "Gipfel" ist zuviel gesagt. Trotz des "Summit" im Namen ist der Key Summit mehr so eine Hochebene und eine feuchte noch dazu. Lauter kleine Tümpel, viel Moos, Sumpf, kleine Bäume etc. erzeugen eine sehr interessante Landschaft, durch die ein Pfad, wie im Bild zu sehen, läuft.

Blick über den Bug eines Schiffes ins wolkenverhangene Fjord
Das Wetter war feucht und das war genau richtig so

Das Wetter hatte beschlossen, es ein wenig interessanter zu gestalten. Statt strahlend blauem Himmel gab es einen Mix aus Wolken, der mich spontan daran erinnert hat, dass ich ja mal erklären wollte, woher eigentlich der ursprüngliche Name Neuseelands kommt. In Māori heißt das Land Aotearoa. Die Frau des legendären Häuptlings Kupe, der als erster Mensch nach Neuseeland gekommen sein soll, soll auf See eines Tages ausgerufen haben "He ao, he ao, he ao tea, he ao tea roa!" ("Eine Wolke, eine Wolke, eine lange Wolke, eine lange, weiße Wolke!"). Die Wolke, die sie sah hatte das Land verraten denn sie hing über den Bergen der Insel. Der letzte Teil wurde so zum Namen des Landes: Aotearoa, das Land der langen, weißen Wolke. Lang ist das übrigens noch nicht her. Die Māori sind nämlich keine Ureinwohner, sondern erst vor relativ kurzer Zeit (1500 Jahre) aus Polynesien eingewandert. Die Sprachen der Inselvölker gleichen dem Māori daher noch sehr stark (was mich daran erinnert: wir haben beschlossen Manu immer als Manu vorzustellen. Manuela kann eh keiner aussprechen und Manu ist ein Wort in Māori und heißt "Vogel". Passt: sie hat einen duck&renn und es kann sich jeder merken.)

Ein Schiff vor den steil aufragenden Wänden des Fjords
Der Milford Wanderer, unsere Unterkunft für die Nacht

Wieder runter vom Berg erwartete uns eine Überraschung: unser Auto hatte beschlossen Feierabend zu machen. Die Türen gingen zwar noch auf, aber sonst rührte sich nix mehr. Leider hat diese &§#%$-Kiste keinerlei Anzeige, wenn man das Licht an hat und so hatte ich natürlich vergessen, das wieder auszumachen. Nach 3 Stunden Wanderung war die Batterie platt. Kein Problem, wozu haben wir 24 Stunden Road Side Assist gebucht? Handy raus... hrmpf: kein Netz. Glücklicherweise haben uns dann zwei andere Touristen mit einem Starthilfekabel ausgeholfen. Die haben sich sogar 1000x bedankt, weil ihnen ohne unser Missgeschick das gleiche passiert wäre: auch ihr Licht war an. Die letzten 50 km mussten also ohne Unterbrechung laufen, weil die Batterie ja laden sollte. Naja... Zum Glück kamen wir dann ohne weitere Probleme zu unserer Unterkunft für die Nacht: dem Milford Wanderer. Schickes Schiff das. Die 4-Mann-Kabinen waren zwar recht winzig, aber zum Glück waren unsere Bettnachbarn nett, so dass sich das aushalten lies.

Manu & Markus vor der beeindruckenden Kulisse des Milford Sound. Im Hintergrund hohe Berge.
Eine Kajakfahrt in einem Fjord. Beeindruckend.

Vor dem Abendessen gab es noch etwas Sport: der Wanderer hat 28 Kayaks an Bord, mit denen wir uns im Sound etwas austoben durften. Manu hatte ja ständig Angst, dass sie umkippt und nass wird, während ich mich mit der Kamera vergnügt habe. Letzten Endes ist weder Manu, noch meiner Kamera und mir was passiert. Die Fotos waren dafür lustig. Das Fjord ist durchaus beeindruckend. Ohne Maßstab hat man Probleme, die wahre Größe zu erkennen, steigen doch die Berge von der Wasserlinie teilweise über 2000 Meter steil nach oben. Selbst ein 154 Meter hoher Wasserfall, der in das Fjord stürzt, sieht daneben winzig aus (bis man direkt untendrunter mit dem Schiff langfährt und nass wird). Der Rest des Abends? Essen war lecker, Gespräche interessant (ich musste lang nicht mehr drüber nachdenken, ob Computer ein Bewußtsein haben können) und die Nacht kurz.

Markus von unten vor einem Wasserfall
Angeblich soll jeder Tropfen jünger machen...

Frühmorgens (wirklich früh, nachdem wir von einer Kavallerietrompete geweckt wurden) nach dem Frühstück ging's raus auf die Tasman Sea. Der offene Ozean ist, wie uns schon öfter aufgefallen ist, doch deutlich unruhiger, als so ein geschütztes Fjord. Auf der Rückfahrt waren dann noch einige Delphine und Seehunde zu sehen. Speziell letztere haben eine interessante Eigenart: die rotieren die ganze Zeit im Wasser um ihre Längsachse. Das hat einen simplen Grund: Verdauung. Sie fressen sich den Bauch voll bis oben hin und rollen sich dann hin und her um das Futter verdauen zu können. Mach ich jetzt demnächst auch so: Pizza komplett rein und dann durch's Wohnzimmer rollen. Spart einen Haufen Kauarbeit! Der Wasserfall auf dem Bild hinter mir soll übrigens 10 Jahre jünger machen, wenn man von dem Wasser getroffen wird. Hm, wir waren gut nass, aber meine Geheimratsecken hab ich immernoch. Mist, blöder.

Zwei Frauen beim gemeinsamen Bungeesprung
Wheeeeeee....

Der heutige Tag hielt dann hauptsächlich eins bereit: Straßen. Wir sind jetzt dann doch etwas in Eile wieder nach Norden zu kommen und wollten es daher bis Wanaka schaffen. Knapp 400 km wollten dazu überwunden werden. Unterwegs haben wir noch kurz in Queenstown Station gemacht. Wenn man schonmal am Geburtsort des Bungee Jumpings ist, dann muss man sich das auch mal anschauen (anschauen, nicht machen. Ich bin doch nicht blöde.) Mit meinen Fotos hab ich dann noch einen Amerikaner glücklich gemacht, dessen Frau und Tochter gesprungen waren. Was mir völlig neu war: man kann auch zu zweit springen, wie zwei Mädels da eindrucksvoll vorgeführt haben.

Zum Schluss des Tages noch: den Schwanzvergleich hat heute definitiv ein japanischer Opa gewonnen, der mit einer Hasselblad mit Digitalrückteil unterwegs war. Fotografie zum Preis eines Mittelklassewagens. Naja, wer's hat...

Somehow you've gotta keep this place green...

3000 km Anlauf müssen ja für irgendwas gut sein. Und wenn's nur zum Kräfte sammeln ist. Wir haben heute auf dem Weg von Wanaka nach Fox Glacier erlebt, was es bedeutet, wenn Regenwolken nach 3000 km Ozean an den Bergen hängen bleiben: Regen. In unterschiedlichen Erscheinungsformen zwischen stark und sehr stark. Klingt erstmal schlimm, war es aber nicht. Der Tag war sowieso durch Autofahren geprägt, so dass wir die Sonne nicht allzu sehr vermisst haben. Außerdem hat der Regen einen entscheidenden Vorteil: innerhalb weniger Stunden prägen sich an den steilen Hängen der Berge hunderte von Wasserfällen aus. Keine kleinen Rinnsaale, sondern ausgewachsene Flüsse entstehenen spontan und stürzen sich den Berg runter. Ein faszinierender Anblick.

Aus Waschkieseln aufgestapelte Steintürme in einem Flussbett
Wenn Touristen Langeweile haben...

Ein solcher bot sich uns auch an einem der permanenten Wasserfälle: hunderte von kleinen Steintürmchen lagen dort aufgeschichtet auf einem Areal von vielleicht 100 m². Eine Erklärung dafür haben wir nicht gefunden. Eine dauerhafte Einrichtung kann das auch nicht sein: das Areal, auf welchem die Türmchen stehen wird von dem Fluss regelmäßig überschwemmt (spätestens im Frühjahr bei der Schneeschmelze), was die ganzen kunstvoll aufgeschichteten Steine einebnen dürfte. Ein ähnliches Bild ist uns später nochmal am Strand begegnet. Entweder haben wir was nicht verstanden oder das ist hier so eine Art Volkssport. Tante Google weiß auch keine rechte Antwort darauf. Wahrscheinlich einfach Gruppendynamik: einer fängt an und alle machen mit. Manu auch, die hat auch so einen Turm gebaut. Naja...

Brücke über einen wilden Fluss
Einer der wenigen Wege über die Südalpen: der Haast Pass (hier: Gates of Haast)

Was macht man an einem regnerischen Tag? Richtig, Outdoor-Aktivitäten. Halt, Moment... Eigentlich. Egal: wir sind trotzdem im Regen rumgelatscht. Der Grund war einfach: wir waren Geocachen. Wir hatten ja aus einem Cache in Ilmenau eine Geocoin mitgenommen, die nun nach Neuseeland wandern sollte. Und da sich unser Urlaub so langsam aber sicher dem Ende zuneigt, muss die auch platziert werden. Der Gates of H... Cache erschien uns dafür geeignet: tolle Umgebung, gut frequentiert (schließlich soll die Münze weiterwandern und vielleicht irgendwann mal wieder nach Europa zurückkommen) und vor allem: auf dem Weg! Der Cache selbst liegt an den Gates of Haast, einer Engstelle des Haast River, die von einer Brücke überquert wird. Nachdem der Wanderweg, an dem er liegt durch einen Steinschlag beschädigt wurde, ist der Cache zwar etwas kompliziert, aber trotzdem problemlos zu erreichen. Die Münze ruht nun da und wartet auf den nächsten Cacher.

Blick über die Dächer in den orange-lila Himmel nach Sonnenuntergang
Wenn der Regen sich verzieht, kann die Sonne nochmal glänzen

Als wollte es sich für den total verregneten Tag entschuldigen hat das Wetter am Abend nochmal beschlossen etwas aufzudrehen. Kurz vor Sonnenuntergang riss der Himmel auf und fing an in den interessantesten Farbkombinationen zu leuchten. Das lässt hoffen für den morgigen Tag auf dem Gletscher...

Ah ja, ein (zumindest für mich) interessantes Detail aus der Māori-Kultur noch: der Haka. Dieser Kriegstanz dient vor einer Schlacht zum Mutmachen und zur Einschüchterung des Gegners. Zu diesem Zweck wird ein Text... naja, gesungen nicht, eher gebrüllt. Dazu wird in Formation getanzt und es werden Grimassen gezogen, die dem Gegner Angst machen sollen. Bekannt gemacht wurde der Haka hauptsächlich dadurch, dass die All Blacks, das neuseeländische Rugby-Nationalteam, einen speziellen Haka (den Ka Mate) vor ihren Spielen tanzen. Kann man eigentlich nur schwer erklären, muss man sich anschauen. Ich hab mal ein Video rausgesucht, welches das verdeutlicht. Zu sehen ist hier übrigens ein Spiel Neuseeland gegen Tonga. Die Nationalteam von Tonga antwortet hier mit dem Kailo/Sipi Tau. Die beiden Kriegstänze bringen das Publikum mal definitiv geeignet in Stimmung.

Caipirinha für alle!

Ausschnitt des Gletschereises am Fox Glacier
Sieht aus wie ein Eisberg, ist aber an Land

Hm, gestern hätte man ne Caipi-Party schmeißen können... Der Fox Glacier hätte jedenfalls mit seinen 14 km und teilweise mehr als 150 Metern Dicke locker genug Eis für ein gepflegtes Besäufnis liefern können. Angeblich soll das Eis aufgrund des hohen Drucks unter dem es entsteht sogar besonders dicht sein und so länger zum Schmelzen brauchen. Ideal quasi für die Getränkekühlung. Für andere Superlative ist das Eisfeld auch noch gut: es gehört zu den schnellsten der Welt (bewegt sich teilweise bis zu 8 Meter am Tag), ist einer von nur 11 Stück weltweit, die bis in eine bewaldete Gegend reichen (ein zweiter ist direkt nebenan der Franz-Josef-Gletscher, die anderen sind in Südamerika) und er liegt auf einer der am schnellsten wachsenden Bergketten der Welt (die am schnellsten wachsende ist auch nur ein paar hundert Kilometer weg: die Kaikoura Range an der Ostküste).

Mehrere Leute auf einer nach unten führenden Treppe, die ins Gletschereis eingeschnitten ist
Jeden Tag werden neue Stufen ins Eis geschlagen

Statt das Eis allerdings für eine Party zu verwenden (ist ja auch keiner hier zum Feiern), sind wir lieber darauf herumgelatscht. Dabei wurden wir quasi mal wieder vom Glück verfolgt: wir hatten vorgestern spontan noch die Tour vom Nachmittag auf den Vormittag umgebucht (eigentlich um heute in Hokitika Jadeanhänger zu basteln, aber dazu später mehr). Nun hatte ich ja vorgestern angemerkt, dass es geschifft hat, was runterwollte. Gestern morgen: bestes Wetter, Sonnenschein, kaum eine Wolke am Himmel. Wir hatten also mal wieder Postkartenvoraussetzungen. Nachdem wir am Mittag wieder unten waren vom Gletscher zeigte ein Blick in die Berge, dass das gerade noch rechtzeitig war: es waren Wolken aufgezogen und die gesamten Bergspitzen waren im Nebel. Die Leute, die auf unserer ursprünglich gebuchten Tour dabei gewesen wäre, waren da gerade auf dem Abflug...

Wir allerdings auch, es ging ja immernoch fleißig nach Norden, bevor wir uns in den nächsten Tagen mal wieder etwas länger an einem Ort aufhalten. Tja, die Pläne bezüglich Jade schleifen in Hokitika... Eigentlich wollten wir da ja heute was machen. Man kann sich da aus eigenen Entwürfen Schmuck schleifen. Dauert halt je nach Komplexität den ganzen Tag und war halt deswegen für heute eingeplant. Dummerweise hatten wir nicht mit unserem völlig Amok laufenden Zeitgefühl gerechnet: heute ist Sonntag und die Werkstatt damit zu. Naja, ein Plan für den nächsten Urlaub hier...

Blick über die zerklüfteten Pancake Rocks. Aus der Mitte schießt eine Wasserfontäne empor
Es hat auch eine zweistellige Anzahl an Versuchen gebraucht für das Foto...

Die Übernachtung hatten wir dann in Punakaiki gebucht. Dort sind die (weltberühmten?) Pancake Rocks, eine Felsformation an der Küste hier, von der keiner weiß, wieso es sie eigentlich gibt. Die Felsen sehen nämlich aus wie Pancakes, haben also Schichten wie Eierkuchen. Wie die entstanden sind weiß offenbar noch keiner so richtig genau. Die bilden interessante Formationen in die die Wellen einbrechen.

Gestern abend saßen wir im Te Nikau Retreat, mit dem wir wieder einen richtigen Glücksgriff getan hatten. In einem kleinen Wald zwischen Straße und Küste gelegen, traumhaft ruhig. Ah ja und mit Internetzugriff (den ich aus Faulheitsgründen nicht genutzt habe). Quasi ideal. Nur das recht... ausgehungerte Päärchen nebenan wollte partout keine Ruhe geben. Dabei bauen die hier doch die Wände nur aus Sperrholz...

Wasserfälle, die einige Meter über eine Felskante stürzen
Nicht sehr hoch, aber sehr neu

Heute ging's dann weiter Richtung Nelson/Ruby Bay, wo wir die nächsten Tage verbringen werden. Manu wollte unterwegs unbedingt an den Maruia Falls vorbei. Die sind zwar nicht unbedingt spektakulär, haben aber eine interessante Geschichte: Sie sind nämlich erst 1929 entstanden. Ein schweres Erdbeben löste einen Erdrutsch aus, der den Flusslauf veränderte. Der Fluss fließt seitdem über eine Felskante und hat sich durch Erosion in Laufe der Zeit von 1 Meter Höhe auf 10 Meter hochgearbeitet.

GG knabbert an einer Lage der Pancake Rocks
Der blöde Vogel hatte halt Hunger...

Oh, GG war heute morgen ganz aufgeregt. Er hatte gehört, dass wir uns die Pancake Rocks anschauen und hatte schon das Frühstücksbesteck ausgepackt. Ihr könnt euch seine Enttäuschung vorstellen, als er festgestellt hat, dass die Felsen nur so heißen und nicht aus Eierkuchen bestehen.

Aaaaaaaaaahhhhhhhh....

Manu mit ihrem Tandemmaster beim Absprung aus dem Flugzeug
Manu beim Absprung

So ähnlich könnten wir heute geklungen haben. 13 000 Fuß oder – für deutsche Augen verständlicher – 4 300 Meter über dem Boden aus einem voll funktionstüchtigen Flugzeug auszusteigen ist sicherlich keine alltägliche Erfahrung. Anja hatte uns soviel davon vorgeschwärmt, dass zumindest ich mich überzeugen lassen hatte, es zu probieren. Nachdem wir dann letztens einen Anhalter mitgenommen haben der auch nochmal total begeistert auf Manu eingeredet hat, hatte sie sich spontan entschlossen, es auch zu tun. Tja, so saßen wir dann heute auf dem Flugfeld in Motueka und wollten mit einem kleinen ehemaligen Frachtflugzeug auf eben jene 13 000 Fuß klettern (was gut 15 Minuten dauert) um uns dann dem Erdboden entgegen zu stürzen (was knapp 5 Minuten dauert). Und da uns das ja sonst keiner glaubt hatten wir jeder einen Fotografen dabei.

Markus unter seinem Tandemmaster im freien Fall. Im Hintergrund ist die Küste und das blaue Meer zu erkennen
Wind von unten...

Anja musste leider getrennt von uns aufsteigen, weil das Flugzeug zu klein für 9 Leute gewesen wäre (wir drei mit jeweils einem Tandem-Master und einem Fotografen). So konnten wir uns noch einige Minuten in leichter Nervosität üben, während 4000 Meter über uns jemand schon seinen Spaß hatte. Diese Höhe ist so hoch, dass man schon erste Schwierigkeiten hat, das Flugzeug zu sehen. Von den Leuten, die rausspringen ganz zu schweigen. Eigentlich sieht man überhaupt nur den kleinen Schirm, der zum Öffnen des Hauptschirms benutzt wird, bis sich plötzlich über einem eine Handvoll bunter Schirme entfaltet.

Anja bei der Landung. Der Schirm schwebt noch halb geöffnet zu Boden
Das wichtigste: am Ende die (mehr oder minder) sanfte Landung

Vor dem Sprung erzählt einem jeder, dass das Gefühl unbeschreiblich ist. Tja... jetzt sind wir gesprungen und... ich kann's schlicht nicht beschreiben. Man hängt mit vier sehr stabilen Haken an seinem Tandem-Master. Der schiebt einen dann über die Kante der Flugzeugtür, so dass man im Prinzip schon frei über dem Boden schwebt. Ein grenzdebiles Grinsen für die Kamera und plötzlich ist man für einen kurzen Moment schwerelos. Danach setzt nach und nach ein massiver Wind von unten ein, der das Atmen schwierig macht (interessanterweise das Einatmen), wenn man mit über 200 km/h dem Boden entgegenfällt. Gut 50 Sekunden hat man Zeit mit dem Kameramann zu blödeln, der ständig um einen rumkreist, bis der Tandem-Master von 5 runterzählt und den Schirm öffnet.

Manu & Markus umarmen sich und jubeln nach dem Sprung
Nochmal! Nochmal!

Der Ruck wenn sich der Schirm öffnet ist erstaunlich sanft. Bei der Einführung wurde es als vergleichbar zu einer Notbremsung im Auto beschrieben, was es auch in etwa trifft. Plötzlich ist Ruhe. Eben noch 200 km/h Windgeschwindigkeit, nun kann man sich in Ruhe mit seinem Tandem-Master unterhalten und den Ausblick genießen. Und wie wir den heute genießen konnten: kein Wölkchen am Himmel, Ausblick bis an den Horizon. Mt. Taranaki, die Kaikoura Range, alles war zu sehen. Am Boden zieht man die Beine kurz an, damit der Tandem-Master sich um die Landung kümmern kann und schon hat die Erde einen wieder. Wenn's nicht so teuer wäre, hätten wir es wohl gleich nochmal gemacht...

Markus hält GG auf Manus Schulter in die Kamera
Natürlich musste der Vogel auch mit. Auch wenn er in meiner Beintasche war.

Nachdem GG gehört hatte, was wir vorhaben hat er uns so lang bekniet, bis er mit durfte. Der Tandem-Master hat zwar verboten, dass er außen mitfliegt (bei 200 km/h wäre sein Gefieder zu sehr durcheinander geraten), aber er hatte in meiner Hosentasche mehr als genug Spaß. Am Boden kam er jedenfals (genau wie wir) nicht mehr aus dem Grinsen raus...

Entspannte Tage in der Nelson Area

Drei gelbe Doppelkajaks am Strand
Mit Hochseekajaks am Strand

Das Blog wird etwas ruhiger, man merkt es schon: wir lassen es grad recht gemütlich angehen. Ein paar Tage entspannen, bevor nochmal zwei anstrengende Dinge auf uns warten: das Tongariro Crossing und der Rückflug. Im Moment genießen wir aber noch die Gastfreundschaft der Südinsel in Form von Anjas Kiwi-Familie.

Damit uns nicht zu langweilig wird unternehmen wir natürlich noch das ein oder andere. Gestern war kayaken (oder schreibt sich das mit j? dudenkonsultier Tut es.)... wir waren also kajaken (hm, sieht noch blöder aus...) Nicht wie im Milford Sound in kleinen einsitzigen Böötchen in einer schön geschützten Bucht, sondern mit zweisitzigen, (fast) hochseetauglichen Kajaks in Richtung Split Apple Rock. Schon interessant, wenn man bei bis zu einem Meter Wellenhöhe rumrudert. Dabei kann man sich wunderbar mit seinem Kajakpartner rumstreiten bezüglich Paddelrhythmus etc. Ich mag meine Frau trotzdem noch (grad so). Das beste am Kajaken: um mit den Booten zu landen muss man sie volle Kanne auf den Strand rammen. Also mir hat das Spaß gemacht :)

Unterwasserfoto einiger Pflanzen in sehr klarem Wasser
Ja, das ist unter Wasser

Heute ging's dann nochmal in den Norden. Wir wollten uns unbedingt noch die Pu Pu Springs anschauen. Ein Quelle klingt zwar auf den ersten Blick nicht so wahnsinnig spannend, aber diese hat es in sich. Im Schnitt stößt sie 14 m³ Wasser pro Sekunde aus, das so klar ist, dass die Sichtweite unter Wasser 63 Meter beträgt – nahe dem theoretischen Maximum für reines Wasser. Gespeist wird das ganze aus einem unterirdischen Reservoir, das schätzungsweise 1,5 km³ Wasser fasst. Allein die Fakten sind schon interessant, aber wenn man dann an der Quelle steht und einen Fluss aus dem Nichts entstehen sieht (wirklich einen Fluss, kein Bächlein. Zum Vergleich: die Ilm führt im Jahresdurchschnitt gerade mal 6 m³), dann ist das mehr als beeindruckend. Zumal das Wasser so klar ist, dass an wirklich ohne Probleme bis auf den Grund sehen kann (was bei einer Tiefe von bis knapp 7 Metern schon ungewöhnlich ist).

Ab morgen geht es wieder ein wenig auf die Reise. Zurück Richtung Nordinsel und irgendwann nach Auckland (wir sind alle nicht wirklich begeistert). Schließlich wollen unsere Familien uns ja irgendwann wiedersehen. Gerüchteweise...

Im Frühtau zu Berge...

Ein Hinweisschild des Tongariro Alpine Crossing im Dunkeln
Dunkel, kalt und 19,4 km vor uns. Klingt gut...

Das zweite Wanderhighlight in diesem Urlaub und das zweite mal passt ein Wanderlied dazu. Gut, fast: der Frühtau war eigentlich Frühreif, denn (wie wir in unseren zu kleinen Schlafsäcken leidvoll erfahren mussten) die Termperaturen lagen in der Nacht unter 0 Grad. Früh ging es tatsächlich los: 5:55 Uhr fuhr der Bus ab, der uns an den Startpunkt des Tongariro Alpine Crossing brachte. 19,4 Kilometer über die Kraterlandschaft des Tongariro-Nationalparks sollte es gehen (letzten Endes sind es mehr geworden, aber dazu später mehr.)

Aufgezeichnetes Höhenprofil der Wanderung. Spitze liegt bei über 2200 m
"Alpine" stimmt schon. Es geht auf über 2200 Meter

Es war noch komplett dunkel, als wir am Mangatepopo Car Park losgelaufen sind und das sollte auch noch für gut eine halbe Stunde so bleiben (fotografisch gesehen eher blöd, wandertechnisch sehr interessant). Zuerst ging's relativ gemütlich hin, immer dem Tal folgend bis zu den Soda Springs. Dort wartete (mittlerweile im Hellen) der erste Anstieg des Tages: innerhalb von knapp einem Kilometer will via Devil's Staircase der Rand des South Crater erklommen werden, immerhin schonmal 350 Höhenmeter zum warm werden. Der südliche Krater des Tongariro ist eigentlich eine relativ weite Ebene, die vom Crossing durchquert wird. Perfekt zum Ausruhen, bevor es zum nächsten heftigen Anstieg geht.

Bild des Vulkans im Licht der untergehenden Sonne. Um den Gipfel treiben ein paar dünne Wolken.
Der Ngauruhoe im Sonnenuntergang

Vorher wartete mein persönlicher Höhepunkt der Wanderung: der Aufstieg zum Gipfel des 2291 Meter hohen Ngauruhoe (für alles, die's wissen wollen: der spricht sich in etwa "Naruho-ieh"). Dieser ist zwar eigentlich geologisch gesehen nur ein Nebenkrater des Tongriro, der dem Nationalpark den Namen gibt, ist aber viel höher als der Hauptkrater. Außerdem sieht er aus, wie ein kleines Kind einen Vulkan zeichnen würde: ein perfekt geformter Kegel mit einem Krater auf der Spitze. Unter anderem deswegen wurde er für die "Herr der Ringe"-Filme als Schicksalsberg ausgewählt.

360-Grad-Panorama vom Gipfel des Ngaurohoe. Im Vordergrund kann man den Krater und ein kleines, verbleibendes Schneefeld erkennen
Ein Blick rundrum. Im Krater war dann doch keine Lava

Eigentlich gehört der Gipfel gar nicht zum Crossing. Allerding hatte ich mir fest vorgenommen, den Aufstieg zu versuchen. Knapp 600 Meter erhebt sich der Ngauruhoe über den South Crater. Diese 600  Meter haben es allerdings in sich: große Teile sind tiefe Vulkanaschefelder. Zwei Schritte vor, einen zurückrutschen. Dazu kommt, dass man dann in knapp 2000 Metern Höhe doch sehr deutlich merkt, wie die Luft dünn wird. Über eine Stunde hab ich letzten Endes für den Aufstieg gebraucht. Die Damen der Schöpfung haben von der Anstrengung lieber abgesehen (hier setze man in Meckerton dazu: "Und uns den Arsch abgefroren!") und waren am South Crater zurückgeblieben. Ist man allerdings erstmal auf dem Kraterrand angelangt, entschädigt der Blick (und das Gefühl, es geschafft zu haben) für alles. Ein atemberaubender Rundumblick über den Nationalpark auf die Gipfel des Tongariro und Ruhapeu erwartet einen. Tja, und wenn man das genossen hat, dann kommt der interessanteste Teil des Ganzen: der Abstieg. Oder eher: das Abgleiten, denn gut 500 Höhenmeter kannt man die steilen Aschefelder hinunterschliddern. 1,5 Stunden rauf, 20 Minuten runter, das ist so die Formel auf die sich das Erlebnis bringen lässt. Ok, man sollte seine Schuhe nicht über alles lieben. Vulkanasche und -sand sind scharfkantig.

Blick in den Red Crater mit einem Riss in der Seitewand, an dem Lava ausgetreten war. Der Riss erinnert ein wenig an Schamlippen
Auf zum nächsten Krater. Der sieht schon etwas merkwürdig aus.

Stolz wie Oskar kam ich wieder im South Crater an, nur um mir mein Ego vom Anstieg zum Red Crater gleich wieder zusammenstauchen zu lassen. Nochmal 250 Meter rauf, eine Sache die meinen Ngauruhoe-gestressten Beinen gar nicht gefallen wollte. Auf halber Höhe haben mich dann die beiden Mädels abgefangen (und erstmal für die Wartezeit zusammengestaucht. Ähem...) Der Red Crater kommt durch seine rote Asche (Schlacke? Fragt mich nicht...) zu seinem Namen. Keine Ahnung, wie die genau entsteht (oder wieso die mal gelb, mal weiß, rot oder schwarz wird), aber schickt sieht sie schon aus. Für geologisch Interessierte ist das Gebiet sowieso ein Traum. Für mich sieht das ja alles nur schön aus (und nötigt mir Respekt ab ob der Naturkräfte, die es geformt haben), aber wenn man davon auch noch Ahnung hat, dann kann man sich da richtig austoben.

Anja auf einem Stein beim Fotografieren
knips

Wie man sieht ist das ganze auch für Fotografen gut geeignet. Soviel beeindruckende Natur, dass man über's Fotografieren glatt das Laufen vergessen kann. Das wäre allerdings ungünstig gewesen, ist doch mit dem Aufstieg zum Red Crater weniger als die Hälfte des Crossings geschafft. Von dort an geht es fast nur noch bergab (von einem kurzen Anstieg zum Blue Lake – der einen schönen Māori-Namen hat: Te wai-whakalata-o-te Rangihiroa – abgesehen). Noch knapp 1000 Höhenmeter wollen abwärts überwunden werden, bis man das Crossing am Ketetahi Car Park dann beenden kann. Erschöpft, aber glücklich saßen wir nach knapp 10 Stunden im Bus zurück in unsere Unterkunft. Morgens waren die Scheiben des Autos gefroren, nachmittags konnten wir uns im T-Shirt in die Sonne setzen. Faszinierend.

GG und ein kleiner Plüschmaulwurf guckenn über einen Stein. Im Hintergrund sieht man kleine Kraterseen
GG und Henk haben's genossen

GG war übrigens auch mit. Zusammen mit Henk hat er vor einem der Emerald Lakes posiert. Er fand übrigens die Luft auf dem Ngauruhoe überhaut nicht zu dünn. Kein Wunder: hat sich ja die ganze Zeit von mir tragen lassen, die faule Sau...

Manu auf einem Pferd vor Felsen
Nicht Manus ideales Fortbewegungsmittel, aber Spaß gemacht hat's

Generell ging es uns heute eigentlich recht gut. Leichter Muskelkater, aber sonst kein Problem. Wir tingeln nun so langsam weiter nach Norden in Richtung Auckland, denn am Dienstag geht ja schon der Flieger zurück in die Heimat. Selbst laufen war heute nicht so unser Fall, weswegen wir uns spontan ein paar Pferde plus Führerin geschnappt haben und ein wenig durch die Landschaft geritten sind. Naja, sagen wir's so: unsere Pferde sind größtenteils mit uns spazieren gegangen. Fühlte sich nicht direkt an, als hätten wir das Kommando. Anja konnte das ja schon ein wenig, aber Manu und ich waren dann doch größtenteils nur Gepäck. Spaß gemacht hat's trotzdem. Morgen geht's weiter in die größte Stadt Neuseelands (in der mehr als 25% der Leute wohnen). Nachdem wir uns heute nochmal um eine Übernachtung da gedrückt haben (Zwischenstation in Hamilton), werden wir morgen abend zum zweiten Mal versuchen auf dem Sky Tower zu essen (das erste Mal fiel ja aufgrund des Windes aus) und in der Stadt schlafen. Schauen wir mal.

Nachtrag: Lila (und Pink) schützt vor Schwangerschaft...

Blick in ein Hostelzimmer mit einem Doppelstockbett. Alles ist in pink und lila gehalten, inklusive Wände und Sessel
Das Farbschema ist... konsistent, aber verbesserungswürdig

...mögen sich die Betreiber unserer Unterkunft in Hamilton gedacht haben. Jedenfalls haben wir ein sehr lustig gefärbtes Zimmer. Sogar das Muster der Matrazen ist in dem Ton gehalten. brrr

Abschlussessen hoch oben

Blick aus dem Fenster des Skytower über die Bucht in richtung Sonnenuntergang
So sieht's in Auckland (ok, in der Bucht) von oben aus

Nachdem ja nun morgen nachmittag unser Flieger zurück in die Heimat geht wollten wir heute den Abschluss des Urlaubs nochmal ein kleinwenig feiern. Da das Wetter heute sehr gut war konnten wir das im Orbit Restaurant des Sky Towers in Auckland tun. In knapp 200 Metern Höhe kann man dort sein Abendessen genießen und sich in einer Stunde einmal um den Turm drehen lassen. Extrem lohnenswert, denn wenn man mindestens für 30 Dollar isst, bekommt man die Fahrt auf den Turm und den Zutritt zur Aussichtsplattform kostenlos. Sonst kostet das 25 Dollar. Und das Essen ist sein Geld auf jeden Fall wert.

Blick am hell erleuchteten Skytower nach oben. Im Vordergrund sind Teile der Plattform und die Führungsseile des Skyjump erkennbar.
Wer wollte noch nicht von einem Turm springen und landen? Ich zum Beispiel.

Nach dem Essen (mit Sonnenuntergang) haben wir uns noch ein paar Minuten auf der Aussichtsplattform gegönnt. Als besonderes Erlebnis kann man dort über einen verglasten Boden laufen: in der Höhe auch mal was ungewöhnliches. Generell haben die Erbauer des Turms Wert darauf gelegt, dass man fast überall rausgucken kann. Selbst ein Teil des Fahrstuhlbodens besteht aus Glas und erlaubt so den Blick in den Schacht. Da ist es dann nur folgerichtig, dass man das Höhenerlebnis auf die Spitze treiben kann: mit Sky Walk und Sky Jump bietet sich dort die Möglichkeit auch außen am Turm Höhenluft zu schnuppern. Für den Sky Walk wird man mit eine Seil gesichert und kann auf einem Gitter vor den Fenstern des Restaurants rumturnen (nix für mich: vielleicht 70 cm breit und 193 Meter über dem Boden). Will man das ganze noch steigern, so kann man vom Turm springen: beim Sky Jump wird man an ein Stahlseil gespannt und mit hoher Geschwindigkeit vom Turm abgeseilt. Quasi wie Bungee, nur mit Landung neben dem Turm (erst recht nix für mich. brrr).

Morgen geht's dann ganz gemütlich gen Flughafen, bevor wir uns ab Nachmittag (Zeit hab ich grad vergessen) wieder für 24 Stunden in verschiedenen Flugzeugen mehr oder minder wohlfühlen dürfen. Ich hoffe ja mal, das Qantas einen Teil des Videoangebotes ausgetauscht hat...

Wieder da

So, nachdem ich gestern nicht ganz unerwartet deutlich zu müde war, um noch einen Abschlussartikel zu schreiben, kommt der halt heute. Nach wieder mal viel zu vielen Stunden im Flugzeug (und der Bahn) sind wir wieder in Deutschland.

Was bleibt vom Urlaub?

Neuseeland ist sehr britisch
Kurz vor dem Urlaub hab ich ein Buch über die Eigenarten Großbritanniens gelesen (wer's lesen will: Bill Bryson – "Notes from a small island") und doch einiges wiedererkannt. Der Linksverkehr ist nur das offensichtlichste Beispiel.
Natur
Es ist eigentlich unfassbar, wieviel schöne Natur man auf zwei Inseln packen kann. Zum einen haben aufgrund der langen Trennung vom Rest der Welt (die Inseln wurden wohl noch vor der Entstehung der meisten Säugetiere vom Urkontinent abgespalten) dort Pflanzen und Tiere überlebt, die nirgends anders eine Chance hatten (Welches andere Land hat schon einen blinden, flugunfähigen Vogel als Nationalsymbol?). Andererseits bietet die Umgebung (aktive Vulkanzone, immer in der Nähe eines Ozeans) die Grundlage für einige beeindruckende Landschaften (kochende Teiche, heiße Seen, Mineralterrassen, Fjorde, Vulkankegel, Gletscher und vieles andere mehr). Ich habe in den nächsten Wochen noch so manches Panorama zusammenzurechnen.
Neuseeländer sind freundlich
Ich weiß es nicht, ob wir Deutschen eher so zur Muffeligkeit neigen, aber wie schon in Kalifornien waren wir immer wieder begeistert von der Freundlichkeit der Neuseeländer in allen Lebensituationen. Die reißen sich für dich ein Bein aus, wenn du freundlich fragst.
Umweltschutz mittelmäßig
Eins der Dinge, die mich am meisten (positiv, wie negativ) beeindruckt haben: Neuseeländer und ihr Verhältnis zum Umweltschutz. Einerseits zieht sich durch's gesamte Alltagsleben an allen Ecken und Enden das Bedürfnis nach dem Schutz der einzigartigen Natur. Überall wird man darauf hingewiesen, nichts fallenzulassen, seinen Müll zu trennen etc.pp. Das ganze steht immer unter dem Māori-Motto "Leave the land undisturbed" – sinngemäß: Hinterlasse das Land so, als wärest du nicht da gewesen. Andererseits scheint das gesamte Land im Umweltschutzgedanken auf halbem Weg stehengeblieben zu sein. Effiziente Wärmedämmung? Doppelverglasung? Eigentlich nicht zu finden. Die meisten Häuser sind aus Holz und einfache, nicht immer zugdichte Fenster sind Standard. Natürlich ist Neuseeland in den meisten Gegenden wärmer, als Deutschland. Aber eben nicht so warm, dass man auf Isolierung komplett vergessen könnte. Stattdessen werden die Räume dann mit Elektroheizern (oder auch gern: die Betten mit Heizdecken) warm gehalten (Zentralheizung ist... naja, nicht unbekannt, aber extrem selten). Stromsparen ist eigentlich kaum angesagt. Uns wurde erklärt, dass Energie generell bis vor kurzem quasi nichts gekostet hat – mit zu erwartenden Folgen. Wasserverbrauch ist so ne Sache: im ländlichen Raum, wo die großen Farmen ihre eigene Wasserversorgung aus Regenwasser etc. decken wird sehr auf den Verbrauch geachtet (wieso es keine Klospülungen mit Stop-Taste gibt konnte mir trotzdem keiner erklären). Im städtischen Raum mit zentraler Wasserversorgung ist das komplett anders. Kaltwasser kostet nichts. Ergo: "immer raus damit" scheint manchmal die Devise zu sein. Insgesamt: wenn die Neuseeländer den Umweltschutzgedanken zuende denken (was die Regierung grad aufwändig versucht), dann werden die richtig vorbildlich.

Insgesamt war's ein richtig genialer Urlaub. Wir haben jedenfalls schon kurz nach Beginn des Urlaubs beschlossen, dass wir wieder fliegen. Nicht gleich morgen, aber auch nicht erst zur Rente.